Am Ende sassen sie doch fast alle im schicken Abendkleid da – nur eben meistens daheim statt im Staples Center in Los Angeles. Und von dort übten dann viele Stars bei den wegen der Corona-Pandemie weitgehend virtuellen Emmy Awards sechs Wochen vor den US-Wahlen viel Kritik an Präsident Donald Trump.
Gewinner 2020
Die drei grossen Abräumer am Sonntagabend waren das Drama «Succession» um die kaputte Familie eines Medienmoguls, die freundliche Toleranz-Comedy «Schitt's Creek» und die auf einem realen Massaker an Schwarzen im US-Süden beruhende Comicverfilmung «Watchmen».
In der Königskategorie des Abends entschied sich dann Produzent und Drehbuchautor für eine ungewöhnliche Rede. Er wolle einigen «Nichtdank» aussprechen, sagte Jesse Armstrong bei der Bekanntgabe des Preises für die beste Dramaserie an «Succession». Ein «Nichtdank» gehe an das Virus und an Donald Trump und Boris Johnson für deren «lausige und unkoordinierte Antwort» darauf, sagte er. Ein «Nichtdank» gehe auch an alle Nationalisten auf der Welt und «an alle Medienmogule, die sie an der Macht halten», erklärte der Brite.
Seine opulent ausgestattete Serie handelt vom alternden Patriarchen Logan Roy und wie dessen Kinder um die Nachfolge in seinem Medienkonzern kämpfen. Sie wurde mit sieben Preisen ausgezeichnet, darunter auch Emmys für Jeremy Strong als bester Hauptdarsteller und Andrij Parekh als bester Regisseur.
Donald Trump: Gag-Thema Nummer 1
Ansonsten war deutlich häufiger der US-Präsident das Thema vieler Gags und ernster Anspielungen. Zu Beginn sprach Moderator Jimmy Kimmel zunächst vor applaudierenden Stars, gab dann aber preis, dass dies Aufnahmen der Vorjahre waren und er nahezu allein auf der Bühne im Staples Center stehen werde. «Natürlich haben wir kein Publikum», sagte der Komiker. «Das hier ist keine Maga-Rally», ergänzte Kimmel als Seitenhieb auf die «Make America Great Again»-Wahlkampfreden, die US-Präsident Donald Trump trotz Infektionsrisikos während der Corona-Pandemie vor Tausenden Anhängern hält.
Danach ging Kimmel hinter die Bühne in einen Raum voller Monitore mit Schalten zu rund 100 Nominierten. Mit der Vergabe des ersten Preises begann dann der Siegeszug von «Schitt's Creek» in den Comedy-Kategorien – mehr als 70 Minuten dauerte es, bis überhaupt irgendeine andere Sendung einen Preis erhielt. Bis dahin gewann in allen sieben wichtigen Sparten die warmherzige Serie über die extravagante Familie Rose die nach Problemen mit den Steuerbehörden in ein kleines Dorf zieht, das der Vater einst als Spass dem Sohn geschenkt hatte.
Bei den Emmys für Fernsehfilme und Miniserien war «Watchmen» mit insgesamt elf Preisen der grosse Abräumer.
Emmy Awards 2020: Die Gewinner
Beste Drama-Serie | «Succession» |
Beste Comedy-Serie | «Schitt's Creek» |
Bester Darsteller in einer Drama-Serie | Jeremy Strong, «Succession» |
Beste Darstellerin in einer Drama-Serie | Zendaya, «Euphoria» |
Beste Regie in einer Drama-Serie | Andrij Parekh, «Succession» |
Bestes Drehbuch in einer Comedy-Serie | Daniel Levy, «Schitt's Creek» |
Bester Darsteller in einer Comedy-Serie | Eugene Levy, «Schitt’s Creek» |
Beste Darstellerin in einer Comedy-Serie | Catherine O’Hara, «Schitt’s Creek» |
Beste Regie in einer Comedy-Serie | Daniel Levy, Andrew Cividino, «Schitt’s Creek» |
Bester Darsteller einer Mini-Serie oder -Film | Mark Ruffalo, «I Know This Much is True» |
Beste Darstellerin in einer Mini-Serie oder -Film | Regina King, «Watchmen» |
Bester Nebendarsteller in einer Mini-Serie oder -Film | Yahya Abdul-Mateen II, «Watchmen» |
Beste Nebendarstellerin in einer Mini-Serie oder -Film | Uzo Aduba, «Mrs. America» |
Beste Drehbuch in einer Mini-Serie | Damon Lindelof and Cord Jefferson, «Watchmen» |
Bester Nebendarsteller in einer Drama-Serie | Billy Crudup, «The Morning Show» |
Beste Nebendarstellerin in einer Drama-Serie | Julia Garner, «Ozark» |
Bestes Drehbuch in einer Drama-Serie | Jesse Armstrong, «Succession» |