Insgesamt sind in der Schweiz etwa 2000 Chöre beim nationalen Verband registriert. Allein im Aargau sind derzeit etwa 150 Chöre aktiv, wie Werner Werder vom Aargauisch Kantonalen Gesangsverein erklärt. Er ist OK-Präsident des 9. Schweizerischen Chorwettbewerbes.
60 Chöre messen sich am Wochenende an diesem nationalen Wettbewerb: «Das sind mehr als doppelt so viele wie beim letzten Wettbewerb», erklärt Werder im Regionaljournal von Radio SRF. Und betont: «Dieser Wettbewerb ist eine Veranstaltung für Leistungschöre, das ist etwas anderes als ein normaler Unterhaltungsabend.»
Qualität als Königsweg für die Zukunft
Werder freut sich darüber, dass mehr Chöre auf Qualität setzen und sich auch gegenseitig messen wollen. Am Chorwettbewerb werden alle Vorträge von einer Fachjury bewertet, den besten Chören winken Geldpreise. Für Werner Werder ist der nationale Wettbewerb im eigenen Kanton eine grosse Chance: «Wir hoffen natürlich, dass wir damit die Leute ansprechen können. Dass der eine oder andere nach so einem Chorvortrag erkennt, wie viel Emotionen im Chorgesang stecken. Und sich dafür entscheidet, selber in einem Chor aktiv zu werden.»
Denn das Chorwesen braucht Nachwuchs. Auch im Aargau verlieren die Chöre zum Teil Mitglieder, ganze Chöre verschwinden. «Es gibt aber auch Grund zur Freude: Einzelne Chöre haben Zuwachs», stellt Werner Werder fest. Diese Chöre hätten das Heft selber in die Hand genommen, einen klaren Fokus definiert, ihre Kommunikation gegen aussen und innen verbessert. Und an der Qualität gearbeitet.
Gleichzeitig setzt der Kantonale Verband auch auf die Jugendförderung. Verschiedene Jugendchöre im ganzen Kanton sollen den Nachwuchs für die «normalen» Chöre in Zukunft sichern. «Es ist erwiesen, dass Menschen mit Chor-Erfahrung in jungen Jahren später eher zum Mitmachen in einem Chor überzeugt werden können», sagt Werner Werder. Diese Massnahme nütze den Chören zwar erst in fünfzehn bis zwanzig Jahren, aber «man muss ja einmal damit anfangen».
Erfolgsgeschichte Männerchor Burg
«Ich bin überzeugt, dass eine Mischung aus diesen Massnahmen einen längerfristigen Erfolg sichert», sagt Werner Werder. Der Männerchor Burg könnte als Beispiel für diesen Prozess dienen: Der Chor aus der kleinen Oberwynentaler Gemeinde hat sich weit über die Gemeindegrenzen hinaus einen Namen gemacht. Mit nur acht Sängern lebt er das Motto «klein, aber oho».
Der Männerchor Burg setzt konsequent auf Qualität: Gute Stimmen, häufige Proben, die Lieder werden ohne Noten frei vorgetragen. Ergänzt wird das Programm durch aufwändige Requisiten und schauspielerische Einlagen. «Unser Chor hat Tradition, es gibt ihn seit über 150 Jahren», erklärt Vereinspräsident Walter Hausmann. «Gleichzeitig setzen wir auf moderne Lieder und Show. Das will das Publikum.»
Umstritten: Englisches Liedgut
Der Männerchor Burg schreckt auch vor englischen Liedern nicht zurück: In vielen Männerchören ist solches Liedgut noch immer verpönt. «Wenn ein Verein sich entwickeln will, dann gehört auch ein aktuelleres Repertoire dazu», meint Verbandspräsident Werner Werder.
Der Männerchor Burg zeigt, dass es funktioniert: Selbst das älteste Mitglied, der 80-jährige Willi Gautschi, kann mit den englischen Stücken leben. «Es ist schon ein Problem für mich, aber ich stehe glücklicherweise zwischen zwei anderen Sängern, die beide englisch können.»
Der Männerchor Burg eröffnet den 9. Schweizerischen Chorwettbewerb am Samstag um 9 Uhr in Aarau. Eine Woche vor dem Wettbewerb bewies er an seinem Jahreskonzert im Burger Gemeindesaal, dass sein Konzept funktioniert. Der Saal war selbst zur zweiten Ausgabe des Jahreskonzertes am Sonntagnachmittag gut gefüllt. Und im Publikum hatte es durchaus auch junge Gesichter: Nachwuchs ist für den Chorgesang also doch in Sicht.