Der Januar 2017 ist nicht nur sehr kalt, sondern auch sehr trocken. Gemäss SRF Meteo gab es an den meisten Orten in der Schweiz nur 20 bis 50 Prozent der üblichen Niederschlagsmengen. Weil auch der Dezember zu trocken war und viel Niederschlag in Form von Schnee kam, führen die Flüsse nun Niedrigwasser.
Die Reuss bei Mühlau führte am Montag gemäss Bundesamt für Umwelt, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen gut 30 Kubikmeter Wasser pro Sekunde – üblich sind im langjährigen Schnitt etwa 200 Kubikmeter.
Wenig Wasser – wenig Strom
Das Flusskraftwerk Bremgarten-Zufikon produziert deshalb aktuell nur rund 10 Prozent der üblichen Strommenge. Louis Lutz von der Bertreiberin AEW Energie AG erklärt: «Im Moment läuft nur eine von zwei Turbinen. Statt 20 Megawatt produzieren wir aktuell nur etwa 2 Megawatt Strom.»
Auch die Aare führt aktuell weniger Wasser als üblich. Das spürt auch der Solothurner Energiekonzern Alpiq mit seinen drei Flusskraftwerken Flumenthal, Ruppoldingen und Gösgen. Diese produzieren aktuell rund einen Drittel weniger Strom als sonst in den Wintermonaten.
Aussergewöhnlich sei nicht der tiefe Wasserstand, heisst es bei Alpiq auf Anfrage. Aussergewöhnlich sei die lange Dauer des Niedrigwassers. Die Pegel liegen bereits seit zwei Monaten sehr tief.
Allerdings: Die Energiekonzerne sehen kein Problem in der aktuellen Situation. «Im Sommer haben wir zu viel Wasser, jetzt haben wir zu wenig», erklärt Louis Lutz auf Anfrage von Radio SRF. «Das ist normal.»
Auch Alpiq gibt sich zuversichtlich. Die Jahresproduktion 2016 der Aare-Kraftwerke liege insgesamt höher als in anderen Jahren. Denn im ersten Quartal 2016 sei sehr viel Strom produziert worden.
Der Strom aus der Steckdose fliesst wie üblich
Auch einen Strom-Engpass müsse man als Kunde nicht befürchten. «Wir kompensieren den fehlenden Wasserstrom mit Importen», so Lutz von der AEW. Weil grosse Strom-Exporteure wie Frankreich im Moment selber aber auch knapp an Energie sind, steigen allerdings die Preise. «Unsere Händler stellen das aktuell fest.»
Die Kunden bezahlen natürlich nicht mehr für den Strom. Für die Stromversorger kein Problem: Die AEW könne die tieferen Margen über das ganze Jahr wieder ausgleichen, ist Louis Lutz überzeugt.
Herausforderung für das Netz
Der Winter ist für die Stromnetz-Betreiber eine Herausforderung. Der Strombedarf steigt (zum Beispiel durch elektrische Wärmepumpen), es steht deshalb weniger «Bandenergie» zur Verfügung (Strom aus regelmässiger Produktion, zum Beispiel Atomkraft). Wind-, Wasser- oder Solarstrom wird unregelmässig produziert, je nach Wetterlage. Es kann also kurzfristig zu wenig oder zu viel Strom im Netz haben. Die Netzspannung sollte aber immer 50 Hertz betragen. Deshalb müssen die Stromnetzbetreiber schnell reagieren und bei Bedarf zusätzliche Stromproduzenten ans Netz anschliessen oder auch mal Produktionsanlagen drosseln lassen. |