Die Wirtschaftskammer, respektive deren Tochterfirma IWF AG, soll jahrelang immer wieder Meinungsumfragen im Internet massiv beeinflusst haben. Dies sagen mehrere Personen aus dem Umfeld der Wirtschaftskammer, deren Aussagen dem «Regionaljournal» von Radio SRF vorliegen. Konkret hätten die Programmierer der IWF AG ein Programm entwickelt, das sich selbständig immer wieder neu ins Internet eingewählt habe.
So habe die Wirtschaftskammer bzw. die IWF bei Meinungsumfragen automatisch beliebig viele Stimmen abgeben können - obwohl man an solchen Umfragen normalerweise nur einmal teilnehmen kann, weil jeder Computer über die so genannte IP-Adresse identifiziert wird. Wird von einer solchen Adresse bei einer Umfrage im Internet eine Stimme abgegeben, ist der Computer danach gesperrt. So soll verhindert werden, dass ein- und dieselbe Person mehrfach abstimmen kann.
Genau diese Sperre habe die Wirtschaftskammer mit einem eigens angefertigten Programm umgangen, sagen alle Personen übereinstimmend, deren Aussagen dem «Regionaljournal» vorliegen. Unter den Informatikern der Wirtschaftskammer sei es ein offenes Gehemnis gewesen, dass man so regelmässig und über Jahre hinweg Meinungsumfragen im Internet massiv beeinflusst habe. Bereits in ihrer vorletzten Ausgabe hatte die Zeitung «Schweiz am Sonntag» den Vorwurf erhoben, die Wirtschaftskammer habe vor sechs Jahren eine Umfrage zur Sanierung der Feldreben-Deponie gezielt beeinflusst.
Christoph Buser weist Vorwürfe zurück
Christoph Buser, seit drei Jahren Direktor der Wirtschaftskammer, weist alle Vorwürfe zurück. Er halte nicht viel von der Aussagekraft von Internet-Umfragen, deshalb würde er auch keine Ressourcen dafür verwenden. Zwar habe die IWF, Tochterfirma der Wirtschaftskammer, tatsächlich ein Programm eingesetzt. Dieses habe aber nicht direkt Abstimmungen beeinflusst, sondern gezielt Sympathisianten aus der Adressekartei ein Mail geschickt, um diese zu motivieren, an einer bestimmten Abstimmung teilzunehmen.
Ausserdem, sagt Christoph Buser, hätte er gar keinen Grund gehabt, Online-Abstimmungen zu beeinflussen. «Ich gebe nichts auf diese Online-Umfragen. Ich halte sie nicht für repräsentativ. Wieso sollte ich also Ressourcen darauf verwenden?» Dass diese Vorwürfe ausgerechnet jetzt laut werden, führt Buser darauf zurück, dass er momentan für den Ständerat kandidiert.