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Plakat mit Kindern vor einer Turnhalle
Legende: Abstimmungsplakat der Befürworter vor einer Turnhalle. Darauf prominent das Logo der industriellen Betriebe Chur (IBC). SRF / Stefanie Hablützel

Umstrittenes Sponsoring Churer IBC mischt sich mit 10'000 Franken in Abstimmungskampf ein

Am 25. November stimmt die Churer Bevölkerung über neue Sportanlagen ab. Es geht um einen Kredit von 43,9 Millionen Franken. Das Churer Energieunternehmen IBC unterstützt die Pro-Kampagne mit 10'000 Franken. «Fragwürdig» und «problematisch» sei dies, sagen Stadtpräsident und Gegner.

Neue, moderne Sportanlagen für die Stadt Chur: Seit Jahrzehnten wird diskutiert, geplant und wieder verworfen. Im Moment aber geht es vorwärts. Am 25. November stimmt die Bevölkerung über 43,9 Millionen Franken für neue Eis- und Fussballplätze ab. Für ein Ja kämpfen 50 Sportvereine, zusammengeschlossen in einer Interessengemeinschaft. Sie haben eigens einen Song samt Video produziert.

10'000 Franken für die Pro-Seite

Wer das Polit-Video auf Youtube anklickt, sieht am Anfang fussballspielende Kinder, darüber eingeblendet ein Werbebanner mit dem Text «Unterstützt durch die IBC». Auch auf den Flyern der Interessengemeinschaft ist das Logo des Churer Energie-Dienstleisters aufgedruckt, der zu 100 Prozent der öffentlichen Hand gehört.

Das geht aus meiner Sicht überhaupt nicht.
Autor: Mario Cortesi SVP-Gemeinderat

Auf Anfrage des «Regionaljournal Graubünden» von Radio SRF heisst es bei der IBC, man habe die Produktion des Videos mit 10'000 Franken unterstützt. Ein namhafter Beitrag, bestätigt man bei der Interessengemeinschaft der Churer Sportvereine.

Monitor, Kinder am Fussballspielen
Legende: Mit dem Musikvideo «Kind us dera Stadt», unterstützt durch die IBC, werben die Sportvereine für ein Ja. Screenshot des Musikvideos «Kind us dera Stadt»

Die IBC liefert in Chur also nicht nur Energie und Wasser, die IBC bezieht auch politisch Position und unterstützt die Befürworter von neuen Sportanlagen.

Wir meinen, dass dies gemäss Eigentümerstrategie mit unserem Auftrag verträglich ist.
Autor: Martin Derungs Geschäftsführer IBC

Mario Cortesi, SVP-Politiker im Gemeinderat und Gegner des Sport-Kredits, kritisiert das Sponsoring, von dem er durch das «Regionaljournal» erfahren hat: «Die IBC ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt der Stadt Chur und es ist nicht ihre Aufgabe, sich in eine Abstimmungskampagne einzumischen.» Das gehe aus seiner Sicht überhaupt nicht.

Öffentlich-rechtlich heisst, dass die IBC nicht mehr Teil der Stadtverwaltung ist, aber immer noch zu 100 Prozent der Stadt und damit allen Churer und Churerinnen gehört.

Die IBC macht Werbung für etwas, das ich vielleicht anders sehe. Das ist fragwürdig.
Autor: Mario Cortesi SVP-Gemeinderat

Für Mario Cortesi ist es ein Problem, dass alle privaten Churer Haushalte nicht einen anderen Anbieter wählen können und gezwungen sind, den Strom bei der IBC zu beziehen: «Die IBC macht Werbung für etwas, das ich vielleicht anders sehe. Das ist fragwürdig».

Sponsoring für neue Aufträge auf der Oberen Au

Die IBC selber nimmt schriftlich Stellung. Geschäftsführer Martin Derungs schreibt zum Polit-Sponsoring: «Wir meinen, dass dies gemäss Eigentümerstrategie mit unserem Auftrag verträglich ist.»

Beim Sponsoring gehe es darum, neue Kunden zu gewinnen – nicht im Strombereich bei den privaten Haushalten, sondern bei den grossen Unternehmen, die bereits heute ihren Anbieter wählen können – aber auch neue Kunden, beispielsweise im Bereich Erdgas oder Fernwärme.

Es geht uns um zukünftige potentielle Kundeninfrastruktur als ein Teil unserer Geschäftsfelder in der Oberen Au.
Autor: Martin Derungs Geschäftsführer IBC

Ganz konkret hofft die IBC auf Aufträge, wenn die Sportanlagen in der Oberen Au einst gebaut werden: «Es geht uns um zukünftige potentielle Kundeninfrastruktur als ein Teil unserer Geschäftsfelder in der Oberen Au.»

«Problematisch» für den Stadtpräsidenten

In Chur hat die Stadtregierung die Aufsicht über die IBC, so steht es im Gesetz. Für Stadtpräsident Urs Marti ist das Polit-Sponsoring heikel: «Der Stadtrat ist sich bewusst, dass Gelder für Abstimmungen eine sehr heikle Sache sind». Möglich seien höchstens Bagatellbeträge. 10'000 Franken sind jedoch für Marti ein namhafter Beitrag.

Der Stadtrat ist sich bewusst, dass Gelder sprechen für Abstimmungen eine sehr heikle Sache ist.
Autor: Urs Marti Stadtpräsident Chur

Der Churer Stadtpräsident sagt aber auch, die IBC habe das Recht, Sponsoring zu machen: «Ob es rechtens ist, ist eine Frage. Die andere, ob es gefühlt in Ordnung ist. Und da ist es sicher problematisch».

SRF1, Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr; habs

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