Die Emotionen gehen hoch in Winterthur, die Leserbriefspalten im «Landboten» sind voll, die Kulturkirche bewegt in der Eulachstadt die Gemüter.
Darum geht es:
Eine Arbeitsgruppe um Arnold Steiner, den Pfarrer der reformierten Kirchgemeinde Winterthur-Veltheim, will die leer stehende Kirche im Rosenberg-Quartier in eine Kulturkirche verwandeln. Gottesdienste finden in Veltheim seit ein paar Monaten nur noch in der Kirche im alten Dorfzentrum von Veltheim statt. Die 50 Jahre alte Rosenbergkirche muss dringend saniert werden. In diesem Zusammenhang wurde das Quartier damit beauftragt, Ideen für eine neue Nutzung zu entwickeln.
Pfarrer Arnold Steiner spricht von Ballettaufführungen, Fotoausstellungen, Mitternachtsanlässen und Diskussionen über das aktuelle Zeitgeschehen. «Die Kirche als Spiegel der Gesellschaft», ist sein Ziel. Kostenpunkt: 1,2 bis 1,7 Millionen Franken pro Jahr. Finanziert werden soll das Projekt von der Kirchgemeinde Veltheim, der reformierten Kantonalkirche, Stiftungen und Sponsoren. Vorerst geht es aber nur um einen Pilotversuch von zwei Jahren.
Die Gegner:
Bei der Abstimmung in Winterthur geht es um den Beitrag der Winterthurer Zentralschulpflege in der Höhe von 450'000 Franken. Dort war das Projekt von Anfang an umstritten. Die Vorlage wurde am Ende nur ganz knapp gutgeheissen. Kritiker haben daraufhin das Referendum ergriffen. «Zu teuer, überflüssig und elitär», findet Kritiker Urs Aeberli, Mitglied der reformierten Kirchgemeinde Winterthur-Wülflingen das Kulturkirchenprojekt. Die Kirche konkurrenziere überdies bestehende kulturelle Angebote in Winterthur. Gegen die Vorlage ist auch die Winterthurer SVP
Die Befürworter:
Die Initianten um Pfarrer Steiner können die Kritik nicht verstehen. Die Kulturkirche sei doch keine Konkurrenz, so Steiner gegenüber Radio SRF: «Ich bin überzeugt, dass sie das kulturelle Angebot in Winterthur beleben wird.» Auch gebe es bislang kein Angebot, das einen Dialog zwischen Kultur und Kirche anstrebe. Und: Natürlich seien gewisse Anlässe kostenpflichtig, aber von elitär könne keine Rede sein. Er seinerseits vermisse einen konstruktiven Beitrag der Gegner zur Diskussion und andere Ideen, sagt Steiner.
Wie umstritten die Vorlage ist, zeigt die Parolenverfassung der meisten Parteien. Die SP, beispielsweise, aber auch die Kirchenpartei EVP wollten sich weder auf ein Ja noch ein Nein festlegen. Die FDP entschied sich mit knapper Mehrheit für ein Ja.