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Freiburg Heftige Vorwürfe auf Social Media: Lehrpersonen suspendiert

Sexistische Kommentare – bis hin zu Übergriffen: Die Vorfälle an der Freiburger Berufsschule werden untersucht, so der Staatsrat.

An der Freiburger Berufsschule für Gestaltung Eikon wurden drei Lehrpersonen und der Direktor vorübergehend suspendiert. Die Vorwürfe gegen die drei Lehrpersonen seien so schwerwiegend, dass eine Administrativuntersuchung eröffnet worden sei, sagt Staatsrat Olivier Curty gegenüber SRF und bestätigt einen Bericht des Regionalsenders La Télé: «Die Fakten haben sich als klar genug erwiesen, damit wir Massnahmen ergreifen.» Es gelte die Unschuldsvermutung. Dem Schulleiter werden keine sexuellen Übergriffe vorgeworfen; er sei aufgrund seiner Funktion suspendiert worden.

Schwere Vorwürfe

Dutzende Vorwürfe, welche die Berufsschule für Gestaltung Eikon betreffen, wurden in der vergangenen Woche in den sozialen Medien gepostet. Dabei ging es um sexistische Kommentare, sexuelle Erpressung, Berührungen und sogar Vergewaltigungen. Eine Zeugin schrieb etwa: «Er brachte mich zu sich nach Hause und missbrauchte mich, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.»

Sexismus-Vorwürfe auf Social Media

Die meisten Opfer sind weiblich, aber nicht nur. Ein junger Mann erzählte SRF, er sei von einem Lehrer belästigt worden. Er habe den Vorfall gemeldet und es habe auch eine Aussprache gegeben. «Viel gebracht hat dies jedoch nicht», sagt der junge Mann, der anonym bleiben will.

400 Meldungen in sozialen Medien

Aufgerufen, von solchen Vorfällen zu berichten, hatte das Freiburger Frauenstreik-Kollektiv, nachdem eine 16-jährige Schülerin am Kollegium Gambach ohne BH erschienen ist und dafür vom Lehrer gerügt wurde. Dieser Vorfall löste eine Sexismus-Debatte aus. Innerhalb weniger Tage meldeten sich über 400 Personen und berichteten von sexistischem Verhalten ihrer Lehrer. Praktisch alle Schulen in Freiburg seien betroffen, so das Frauenstreik-Kollektiv.

Als Reaktion auf diese Online-Nachrichten hat Staatsrat Olivier Curty Massnahmen an der Berufsschule für Gestaltung Eikon ergriffen. Neben den Meldungen in den sozialen Medien seien auch Briefe und Mails mit Hinweisen eingegangen. «Die Fakten waren so eindeutig, dass wir uns entschlossen haben, Licht in die Funktionsweise dieser Schule zu bringen», so Curty. Zuvor habe es seines Wissens keinen Verdacht gegeben.

Für allfällige Opfer sei eine psychologische Beratungsstelle eingerichtet worden. Das Freiburger Frauenstreik-Kollektiv begrüsst die Massnahmen. Nun gehe es aber vor allem darum, dass in allen Freiburger Schulen das Schweigen zu solchen Vorfällen gebrochen werde, sagt Sprecherin Vanessa Cojocaru gegenüber SRF. «Die Aussagen der Studierenden sollen endlich ernst genommen werden», so Cojocaru.

Gewerkschaft verlangt ein Treffen

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Die Gewerkschaft VPOD begrüsst die Massnahmen, welche nach den Anschuldigungen der Schülerinnen ergriffen wurden, heisst es in einer Mitteilung. Es seit wichtig, dass sowohl die Studierenden als auch die Lehrpersonen durch eine externe Person angehört werden könnten.

Die Gewerkschaft fordert, dass für alle Schulen auch andere Massnahmen ergriffen werden. Der VPOD verlangt ein Treffen mit den Kantonsbehörden.

Auch wenn die Zeugen-Aussagen auf den sozialen Medien andere Freiburger Schulen betreffen, ist es bisher zu keinen weiteren Untersuchungen gekommen. Ob weitere Lehrpersonen betroffen sein könnten, konnte Olivier Curty auch noch nicht sagen.

Ein privates Anwaltsbüro aus Freiburg führe nun die Untersuchung im Fall der Berufsschule für Gestaltung durch. Anschliessend würden die nötigen Entscheidungen getroffen. Von der Berufsschule für Gestaltung selbst wollte gegenüber SRF niemand Stellung nehmen.

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Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12.02.2021, 06:31 Uhr ; 

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