Zum Inhalt springen

Hohe Kosten, viele Tiere Einziges Tierheim im Kanton Schaffhausen ist vorerst gerettet

Das einzige Schaffhauser Tierheim ist existenziell bedroht. Auch in anderen Regionen haben Tierheime zu kämpfen.

Aufschnaufen im Tierheim Buchbrunnen in Schaffhausen: Das einzige Tierheim im Kanton ist vorerst doch gerettet – der dringend benötigte Geldbetrag wurde per Spendenaufruf erreicht. Insgesamt 130'000 Franken an neuen Geldern sei reingekommen, so die Verantwortlichen.

Und das heisst: Die rund 30 bis 40 Tiere im Buchbrunnen haben nach wie vor einen Ort und Menschen, die sich um sie kümmern. Seien es Hunde, Katzen, Wellensittiche oder Mäuse – es handelt sich um ausgesetzte Tiere, die ein neues Zuhause benötigen.

Mit neuem Vorstand Richtung Zukunft

Eigentlich stand der Schaffhauser Tierschutz vor dem Aus: Vor rund einem Monat hat das Schaffhauser Tierheim erstmals über die akuten Finanzprobleme informiert. 250'000 Franken fehlten, um den Betrieb weiterhin sicherzustellen.

Am Dienstagabend nun konnte der Verein die erfreuliche Nachricht bekannt geben, im Rahmen einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung. Weniger erfreulich für den Verein indes dürfte sein, dass auch praktisch der gesamte Vorstand zurückgetreten ist, wie SRF erfuhr.

Wellensittiche im Käfig
Legende: Auch Wellensittiche leben im Tierheim Buchbrunnen. Schaffhauser Tierschutz

Deshalb gibt es jetzt neu einen Übergansvorstand. Dieser soll die schlechte Situation verbessern. Mit dabei ist auch Alt Nationalrätin Martina Munz. An der Vorstandsspitze ist neu Michael Aebersold. «Stand heute schliessen wir nicht», sagt der 48-Jährige.

Der Wille ist das Eine – das Andere hingegen ist die finanzielle Realität: Sie würden weiterhin jeden Franken benötigen, der an Spenden reinkomme. Pro Jahr braucht der Schaffhauser Tierschutz nach eigenen Angaben durchschnittlich 500'000 Franken, nur um die laufenden Kosten zu decken.

Hund
Legende: «Merlin» wartet auf ein neues Zuhause. Schaffhauser Tierschutz

Hinzu kommt die personelle Situation. Viele Tierpflegerinnen haben gekündigt. In der Zwischenzeit setze man auch auf Freiwillige, die sich gemeldet haben. Unter dem Strich müsse nun allgemein aufgearbeitet werden, wie es zu dieser Misere haben kommen können, so Aebersold.

Schaffhausen ist kein Einzelfall

Die Probleme wachsen den Tierheimen jedoch vielerorts über den Kopf. In der ganzen Schweiz gerieten Tierheime in grosse Schwierigkeiten. So etwa gab erst jüngst das Tierasyl Waldheim im aargauischen Safenwil bekannt, dass es den Betrieb ohne Spenden nicht mehr aufrechterhalten könne.

Maus
Legende: Sieht aus wie eine Maus, ist aber ein Degu. Auch sie landen in Tierheimen. Schaffhauser Tierschutz

Für den Zürcher Tierschutz steht fest, dass viele Institutionen aus schwierigen Zeiten kommen. Leiter Ronny Los sagt: «Da Tierheime sich oft auch über Ferienpensionen finanzieren, war die Coronazeit definitiv eine sehr schwierige Zeit.» Inwieweit diese Zeit noch Auswirkungen auf die aktuelle Situation habe, sei indes schwierig zu beurteilen.

Und der Tierschutzbund Basel Regional sagt auf Anfrage von Radio SRF, auch sie stünden finanziell eher schlecht als recht da. Zum einen spürten sie – wie viele andere auch – die höheren Kosten, etwa beim Personal.

Hund an Leine
Legende: «Blue» wartet im Schaffhauser Tierheim Buchbrunnen ebenfalls auf ein neues Zuhause. SRF / Roger Steinemann

Dann hätten die Leute während der Coronazeit vermehrt Haustiere angeschafft, die sie nun teilweise nicht mehr haben wollen. Sie spüren also eine Zunahme, wie Manuela Wicky von der Geschäftsstelle des Tierschutzbunds Basel Regional erklärt. Um den Druck zu lindern, fordert sie, dass Kanton und Bund den Heimen finanziell unter die Arme greifen.

Die Sache mit den Spenden

Box aufklappen Box zuklappen

Gründe für die schwierige Entwicklung von Schweizer Tierheimen gibt es einige: So sind etwa die Personalkosten hoch, weil es für die Betreuung der Tiere gut ausgebildete Mitarbeitende braucht. Dazu kommen auch Renovations-, Futter und Arztkosten.

Gedeckt werden die Ausgaben oft mit Spenden, was oftmals die Haupteinnahmequellen sind. Und diese sind etwa im Falle vom Tierheim Buchbrunnen in Schaffhausen in den letzten Jahren stark eingebrochen.

Der Kanton Schaffhausen beteiligt sich mit einem Leistungsauftrag von 30'000 Franken pro Jahr am Tierheim.

Das sehen nicht alle so. Der Schaffhauser Kantonstierarzt Peter Uehlinger ist zwar beruhigt, dass das Tierheim Buchbrunnen weiter existiert. Als Kantonstierarzt sei er darauf angewiesen, ein vernachlässigtes Tier rasch im Tierheim unterbringen zu können. Tierbetreuung sei aber keine Staatsaufgabe.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 11.12.24, 12:03 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel