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Katholische Kirche unter Druck Frühwarnsystem soll Missbräuche verhindern

Die Bistümer der Schweiz wollen klare Standards, damit bei sexuellen Übergriffen von Seelsorgern richtig gehandelt wird.

Sexuelle Übergriffe in der katholischen Kirche sind ein Dauerthema. Das zeigen die jüngsten Vorkommnisse im US-Bundesstaat Pennsylvania, wo Priester Minderjährige während Jahren missbraucht haben.

In der Schweiz will die katholische Kirche vorwärtsmachen. Sie hat in den letzten Jahren bereits ihre Vergangenheit aufgearbeitet, doch nun fordern Kirchenvertreter mehr.

Es muss klar sein, was bei einem Fehlverhalten zu tun ist – im schlimmsten Fall eine Strafanzeige.
Autor: Hansruedi Huber Sprecher Bistum Basel

Zwar ist in vielen Bistümern ein Präventionskurs zum Thema «Nähe und Distanz» für alle Seelsorger obligatorisch. Das reiche aber nicht, sagt der Sprecher des grössten Bistums Basel, Hansruedi Huber.

Es brauche nicht nur vereinzelte Kurse, sondern ein standardisiertes System. Dieses soll sicherstellen, dass Fehlverhalten gemeldet und behandelt wird. Im schlimmsten Fall müsse eine Strafanzeige erfolgen. «Es muss klar sein, was bei einem Fehlverhalten zu tun ist – im schlimmsten Fall eine Strafanzeige.»

Huber fordert verbindliche Richtlinien, die einordnen helfen, was als sexueller Übergriff gilt, was nicht, und was im Ernstfall zu tun ist. Vorbilder für ein solches Frühwarnsystem gibt es bereits in Jugendheimen.

«Bündner Standard» als mögliches Vorbild

So wird in den Schweizer Jugendheimen auf ein Handbuch, auf den sogenannten «Bündner Standard» zurückgegriffen. Es beinhaltet Empfehlungen, wie kritische Vorfälle verhindert oder dokumentiert werden, welche Stellen benachrichtigt und welche Massnahmen ergriffen werden müssen.

«Wir sind zum Schluss gekommen, dass man mit diesem Modell grundsätzlich arbeiten kann. Es ist so flexibel gestaltet, dass man es auf die Bedürfnisse der Kirche transformieren könnte», stellt Huber fest.

Ziel: Standards für deutschen Sprachraum

Dieser Vorschlag liegt nun bei der nächst höheren Instanz, beim zuständigen Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» der Schweizer Bischofskonferenz. Die Fachgruppe werde die Vorschläge aufnehmen, erklärt deren Sekretär Joseph Bonnemain. Verbindliche Standards seien erwünscht.

Neben dem Bündner Standard werden laut Bonnemain auch Modelle aus dem Ausland angeschaut. «Es gibt sogar eine Zusammenarbeit mit Deutschland und Österreich, um möglicherweise einheitliche Standards für den gesamten deutschen Sprachraum schaffen zu können.»

Als nächstes steht im November ein Treffen der verschiedenen Kirchengremien an. Deren Ziel ist es, die Prävention von sexuellen Übergriffen in der katholischen Kirche weiter zu verbessern.

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