«Bildig isch ja wörklech Luxus, huere tüür, wäm tät das denn weh, wemmer do abbaue wüür…?» Flott kommt er daher, der Rap Song, den die Schülerinnen und Lehrer zum «Tag der Bildung» im Kanton Zürich produziert haben.
Bei einer Podiumsdiskussion an der Kantonsschule Uster im Zürcher Oberland zeigten sich viele Schülerinnen und Schüler besorgt. Genauso Kantonsrätin Karin Fehr von den Grünen: «Wenn man in der Bildung sparen will, geht es relativ schnell an die Unterrichtsqualität. Es geht relativ schnell auch darum, die Arbeitsbedingungen der Lehrerschaft zu verschlechtern. Das können und wollen wir nicht hinnehmen.»
Wenn man in der Bildung sparen will, geht es relativ schnell an die Unterrichtsqualität.
Rektor Patrick Ehrismann teilt ihre Bedenken und betont, dass er keine Massnahme unterstützen werde, die einen Generationenkonflikt erzeugen könnte. Konkret hat er abgeklärt, was er sparen würde, wenn er Lehrerlöhne drücken, die Anzahl der Schulstunden verringern, gewisse Freifächer abbauen und von den Eltern Beiträge verlangen würde. All dies wäre nach seinen Worten immer noch zu wenig. Die Einschnitte müssten tiefer gehen.
Hin und wieder wird es ein bisschen wehtun, das liegt in der Natur der Sache.
Gar nicht so dramatisch sieht das der Zürcher Oberländer SVP-Nationalrat Claudio Zanetti: Im Schulbudget fünf Prozent einsparen sei ohne grössere Schmerzen machbar. Hin und wieder werde es ein bisschen wehtun, das liege in der Natur der Sache. Ansetzen würde Zanetti etwa bei den Lehrerlöhnen und beim Bau von Schulhäusern, die man günstiger bauen könne.
Deutschschweizer Kantone wollen 500 Millionen sparen
Das Zürcher Beispiel lässt sich auf viele Kantone übertragen: Gemäss dem Schweizer Lehrerverband planen die Deutschschweizer Kantone für die nächsten drei Jahre Einsparungen von 500 Millionen Franken. Allein im Kanton Zürich sind es 50 Millionen pro Jahr. Im Aargau will die Regierung 200 Lehrerstellen einsparen. Auch in den Kantonen Bern und Luzern drohen markante Sparübungen.
500 Millionen klinge nach sehr viel Geld, sagt der Bildungsökonom Stefan Wolter von der Universität Bern. Zu berücksichtigen sei allerdings, dass die Bildungsausgaben in den letzten Jahren um drei Milliarden Franken gestiegen seien. Das relativere die künftigen Einsparungen.
Weniger, aber grössere Klassen?
Wolter schlägt vor, alle Klassen um eine Schülerin oder einen Schüler aufzustocken: «Wenn man die 500 Millionen Franken aber einsparen will, indem man alle Freifächer abschafft, Stunden- und Lektionenzahlen kürzt, befürchte ich Qualitätseinbussen.»
Der Lehrerdachverband LCH reagiert mit wenig Begeisterung auf Wolters Vorschlag: In der Praxis seien die Klassen sehr unterschiedlich gross: Grosse Klassen dürfe man nicht weiter aufstocken und in kleinen Dörfern fehlten schlicht die Schüler dafür.
Verschliessen will sich LCH-Zentralsekretärin Franziska Peterhans vom Lehrerverband dem Vorschlag aber nicht: Wenn ganz kleine Klassen zum Teil aufgefüllt würden, sei das nicht die schlimmste Sparmassnahme. Aber an der Maximalgrösse dürfe keinesfalls geschraubt werden.
EDK: Volks- und Hochschulen brauchen deutlich mehr Mittel
Nachdenklich macht die ganze Spardiskussion Christoph Eymann, den Präsidenten der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK). Bei der Bildung dürfe nicht gespart werden: «Wir sollten den Horizont auf 20 bis 30 Jahre stellen, auf die Konkurrenzfähigkeit. Dazu braucht es in der Volksschule wie auch bei den Hochschulen deutlich mehr Mittel. Davon bin ich persönlich überzeugt.»
Ausbauen statt sparen bei der Bildung – dieser Wunsch des EDK-Präsidenten steht ziemlich quer in der aktuellen Spardebatte.
Wir sollten den Horizont auf 20 bis 30 Jahre stellen, auf die Konkurrenzfähigkeit. Dazu braucht es in der Volksschule wie auch bei den Hochschulen deutlich mehr Mittel.