Schon zum 100-jährigen Jubiläum schrieb der Doyen der Schweizer Sozialdemokratie, Helmut Hubacher, die SP sei schon immer «von rechts bekämpft und von links verspottet worden.» Mittlerweile wird sie nur noch von rechts bekämpft.
Dies zeigt, dass die SP an mehreren Fronten kämpft. Zum einen muss sie der gewerkschaftlich orientierten Klientel genügen und zum anderen ist die SP schon seit Langem eine Partei für den gehobenen und gebildeten Mittelstand.
Dieses Dilemma begleitet die Partei schon seit Jahren – akzentuiert wurde dies aber vor allem in den letzten 25 Jahren. Denn in den 100 Jahren zuvor sorgte sich die SP vor allem um ihre Etablierung und der Einführung des Sozialstaates.
Rot blieb sie über die Jahre hinweg
Die Partei wurde aber auch von aussen gezwungen, zu handeln um die alten verkrusteten Vorstellungen der Arbeitsbewegung mit moderneren Auffassungen der linken Parteipolitik zu verknüpfen. Zum einen verlor und verliert die SP Wähleranteile und zum anderen grasen die anderen Parteien, allen voran die CVP und die Grünen klar sozialdemokratische Themen ab.
Im Kern blieb die SP jedoch immer links und verlor den roten Faden nie. Dies zeigte sich zum Beispiel auch in Zeiten, als der damalige Nationalrat Peter Bodenmann 1990 die Geschicke der Partei übernahm. In der Präsidentschaft des Wallisers öffnete sich die Partei und bezeichnete sich auch als «wirtschaftsfreundlich».
Mit Bodenmanns Nachfolgerin Ursula Koch ging es 1997 wieder in die andere Richtung und man huldigte erneut der «Überwindung des Kapitalismus». Damit wurde die Partei wieder roter, aber auch chaotischer. Die «Grundwertediskussion» von Koch scheiterte, doch die gewerkschaftspolitische Ausrichtung der Partei blieb. Dies vor allem unter der Gewerkschafterin Christiane Brunner, die nach dem abrupten Abgang von Koch 2000 das Ruder übernahm.
Reformen sind aber unabdingbar
Für eine weitere Korrektur des Parteikurses sorgte dann auch der Wähler. Nach den verlorenen Wahlen im 2007 kam der heutige Parteichef an die Spitze der SP. Unter Christian Levrat verstummten die Reformer und die taktischen Spiele im Parlament nahmen Überhand. Mit Hilfe der CVP sorgte Levrat für den Sturz von Christoph Blocher und hievte so Eveline Widmer-Schlumpf in den Bundesrat.
Doch eine Änderung des Kurses wünschen sich zahlreiche Parteimitglieder. So forderte auch der ehemalige SP-Bundesrat Moritz Leuenberger in der «NZZ» Reformen. Die Partei müsse noch viel stärker in globalen Dimensionen denken. Mit der Forderung, den Kapitalismus überwinden zu wollen, soll nur eine Wertediskussion angetrieben werden. «Nicht mehr, nicht weniger», so der ehemalige UVEK-Chef.
Dies anerkennt auch Levrat. Doch die SP braucht es auch in den kommenden Jahren: Solange es Leute gäbe, die im Jahr weniger verdienen würden, als andere an einem Tag und solange es Leute gäbe, die auf eine gut ausgebaute AHV angewiesen seien, brauche es die SP, erklärte der Parteichef in der «Zentralschweiz am Sonntag». Er habe noch nicht den Eindruck, dass die Geschichte der SP vorbei sei.