Der Bundesrat hat eine Umverteilung beim Ärztetarif Tarmed beschlossen. Damit verdienen Haus- und Kinderärzte in Zukunft mehr. Insgesamt werden 200 Millionen Franken von den Spezialisten abgezweigt. Das Geld kommt ab dem 1. Oktober den medizinischen Grundversorgern zugute.
Mit diesem und anderen Zugeständnissen hat die Landesregierung den Rückzug der Hausarztinitiative erreichen können. Dank des technischen Fortschritts hätten Spezialärzte heute weniger Aufwand, begründet der Bundesrat seinen Schritt.
Und, ergänzt Peter Lauener, Sprecher des Innendepartements: «Es gibt einen politischen Willen, die Grundversorger besserzustellen.» Trotzdem kommt die Neuerung bei den Ärzten nicht gut an.
Obschon sie 200 Millionen Franken mehr erhalten, sind die Hausärzte nur halb zufrieden: Für den Berufsverband «Hausärzte Schweiz» müsste die Besserstellung über eine Gesamtrevision der Ärztetarife laufen. Die Augenärzte ihrerseits haben sogar Kampfmassnahmen angedroht: Sie wollen die neuen Tarife einfach nicht umsetzen.
Wenn sich Zwei streiten, entscheidet der Dritte
Der Bundesrat hatte die Tarifpartner 2012 aufgefordert, einen Vorschlag zu unterbreiten, wie die Grundversorger bei gleichem Kostenaufwand um 200 Millionen Franken jährlich besser gestellt werden könnten. Da keine Einigung erzielt wurde, beschloss die Landesregierung eigenhändig die Neuerung.
Ab 1. Oktober sinkt somit die Entschädigung für bestimmte technische Leistungen, die vor allem von Spezialärzten durchgeführt werden. Die Grundversorger, also vor allem Haus- und Kinderärzte, erhalten neu einen Zuschlag pro Konsultation in der Arztpraxis.
Ungleichheiten trotz Tarmed nicht behoben
Eine Besserstellung der Grundversorger begründet der Bundesrat mit einem bisher herrschenden Ungleichgewicht. So sollte Tarmed helfen, intellektuelle ärztliche Leistungen gegenüber technisch-apparativen finanziell aufzuwerten.
Das Ziel sei aber bisher nicht erreicht worden. Im Gegenteil: Die Einkommensunterschiede zwischen den beiden Grundversorgern und Spezialisten hätten weiter zugenommen, so der Bundesrat.