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Die Feuerwehr pumpt Wasser ab in Widnau im Kanton St. Gallen.
Legende: Der Kampf gegen ein Element: Die Feuerwehr pumpt Wasser ab in Widnau im Kanton St. Gallen. Keystone

Schweiz Hat die Schweiz aus früheren Hochwassern gelernt?

Der heftige Regen der letzten Tage hat auch die Schweiz in Aufregung versetzt. Lokal kam es zu Überschwemmungen und Hangrutschen. Alles in allem aber halten sich die Schäden in Grenzen. Das ist auch einem verbesserten Wassermanagement zu verdanken.

Keller sind überflutet, Wiesen und Weiden überschwemmt. Unzählige Hänge rutschen vor allem in der Ostschweiz und der Innerschweiz.

Die Wassermassen der vergangenen Tage stellten viele Menschen vor grosse Probleme. Feuerwehrleute und Rettungskräfte waren im Dauereinsatz. Die grosse Katastrophe ist aber glücklicherweise ausgeblieben.

Warum? Adrian Aeschlimann, Sprecher des Bundesamtes für Umwelt, sieht dafür zwei Gründe. Zum einen sei letztlich doch nicht ganz so viel Regen gefallen wie in den Jahren 1999 oder 2005. Zum anderen sei man besser vorbereitet gewesen. «Hier haben wir grosse Fortschritte gemacht und sehr viel aus den Hochwasserereignissen der letzten Jahre gelernt», sagt Aeschlimann.

Mit Wasserschläuchen gegen Wassermassen

Grosse Schäden bei den Bauern

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Die Überschwemmungen und Erdrutsche vom Wochenende dürften an landwirtschaftlichen Kulturen Schäden von bis zu 2,5 Millionen Franken hinterlassen haben. Das meldete die Versicherung Schweizer Hagel. Sie ging von bis zu 600 Schadenmeldungen aus. Die Experten der Schweizer Hagel werden nun vor Ort

einen Augenschein nehmen und die Schäden schätzen.

Vor allem die mobilen Hochwasserschutzmassnahmen hätten sich bewährt. Riesige wassergefüllte Schläuche, sogenannte Beavers, wurden entlang kritischer Gewässer installiert. Der Aargauer Informationschef Peter Buri ist überzeugt: Einzelne Gemeinden am Rhein seien vor grösserem Schaden bewahrt worden, weil die Schläuche das Wasser zurückhalten konnten.

Das Wassermanagement hat gut funktioniert. Besonders heikel sind jeweils Engpässe vor Brücken: «Das Schwemmholz kann bei Brücken oder Durchlässen verklauseln. Dann tritt das Wasser unmittelbar vor den Brücken über die Ufer und überschwemmt die Ortschaften», sagt Buri.

Schwemmholz zurückhalten

Diese Wassermassen gefährden auch Menschen auf den Brücken, erklärt Albin Schmidhauser, der Leiter der Abteilung für Naturgefahren im Kanton Luzern.

Beim Kleinkraftwerk Malters wurde deswegen ein Rückhaltebecken für Schwemmholz gebaut, das erste seiner Art in der Schweiz. Schmidhauser: «Ein Gewässer von 200 Kubikmetern und mehr wird abgeleitet. Wenn das Holz am Rechen gestaut wird, staut sich auch das Wasser.» Nach dem zweiten Rechen fliesse das Wasser aber direkt in den Fluss zurück.

Solche und ähnliche Massnahmen haben in den vergangen Tagen dazu beigetragen, dass man Schlimmeres verhindern konnte. Hans Saxer, Leiter des kantonalen Führungsstabes in Appenzell Ausserrhoden, betont: «Wir haben keine Probleme mit Gewässern. Jedoch sind wir mit Hangrutschen und der Evakuation von Personen konfrontiert.»

Hänge geraten ins Rutschen

Die mit Wasser durchtränkte Erde ist im hügeligen Appenzeller Land ein besonderes Problem. Zu denken gibt Saxer, dass Hänge auch in Gebieten rutschten, die auf keiner Gefahrenkarte vermerkt waren. In einigen Gegenden habe es Hangrutsche gegeben, die seit Jahrzehnten nicht vorkamen. «Das ist für uns zum Teil auch nicht erklärlich.»

Saxer glaubt indes nicht, dass die politisch nicht unumstrittenen Gefahrenkarten bewusst etwas zurückhaltend gezeichnet wurden. Man müsse das Kartenmaterial immer wieder anpassen und aus Schadenereignissen lernen. Saxer ist sich sicher: Die Ereignisse vom Wochenende würden mithelfen, auf künftige Unwetter noch besser vorbereitet zu sein.

(prus; schnep)

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