Am 5. Juni sagte die Stimmbevölkerung klar Ja zur Asylgesetzrevision. In Zukunft sollen die meisten Asylverfahren in Bundeszentren durchgeführt und innerhalb von maximal 140 Tagen abgeschlossen werden. Im vergangenen Jahr dauerte es durchschnittlich 280 Tage, bis ein rechtskräftiger Entscheid vorlag.
Dass sich kürzere Asylverfahren in mehrfacher Hinsicht als positiv erweisen, belegt nun auch eine Studie von Politologe Dominik Hangartner der Universität Zürich und Kollegen der Stanford University, die im Journal «Science Advances» publiziert wurde.
Flüchtlinge werden entmutigt
Die Forscher haben dabei die Daten von rund 17'000 vorläufig aufgenommenen Flüchtlingen im Migrationsinformationssystem des Staatssekretariats für Migration (SEM) zwischen 1994 und 2004 untersucht. Darin ist neben der Dauer des Verfahrens auch die Erwerbstätigkeit festgehalten, während fünf Jahren nach der Einreise.
Die Wahrscheinlichkeit, eine Stelle zu finden, sinke um einen Fünftel, wenn der Flüchtling ein Jahr länger auf den Entscheid warten müsse, schreibt der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in einer Mitteilung.
Der negative Effekt bei langen Wartezeiten könne nicht durch andere Faktoren wie Nationalität, Geschlecht und Alter erklärt werden, sagte Studien-Mitautor Dominik Hangartner. «Egal wie gut Flüchtlinge gebildet sind, egal woher sie kommen, ob sie alt oder jung sind – wenn ihr Leben jahrelang in der Warteschleife bleibt, werden sie entmutigt.»
Ergebnisse auf EU-Länder übertragbar
Eine kürzere Verfahrensdauer wirkt sich laut Studie auch positiv auf die Kosten aus. So könnten durch eine um zehn Prozent reduzierte Wartezeit in der Schweiz jährlich über fünf Millionen Franken eingespart werden – dank tieferer Sozialausgaben und höherer Steuereinnahmen. Besser integrierte Flüchtlinge würden auch eher von der lokalen Bevölkerung akzeptiert.
In anderen EU-Ländern erwarten die Forscher ähnliche Resultate, da dort Asylverfahren, Arbeitsmärkte und die Flüchtlingssituation ähnlich wie in der Schweiz sind.