Suzi LeVine tritt heute ihren neuen Job als Botschafterin in Bern an. Vor wenigen Stunden erst ist die ehemalige Geschäftsfrau in der Schweiz gelandet. Angekündigt hat sich die neue US-Botschafterin allerdings schon lange – via Facebook, Twitter und mit einer viersprachigen, musikalisch untermalten Begrüssung auf Youtube.
Mit den neuen Medien kennt sich Botschafterin LeVine aus. Sie arbeitete im Direktorium von Microsoft und beim Internet-Reisebüro Expedia. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den USA und der Schweiz ist ihr denn auch besonders wichtig. Dazu kämen auch die Sicherheitsfragen, sagt sie gegenüber SRF. Vor allem aber wolle sie mithelfen, das Verständnis füreinander zu fördern.
Da gibt es einiges zu tun. Denn das Verhältnis zwischen den sogenannten Sister-Republics Schweiz und USA ist ziemlich getrübt: Bankenstreit, Doppelbesteuerungsabkommen, NSA-Spionage sind nur einige Stichworte.
Auf politische Fragen aber will die neue Botschafterin noch nicht antworten. Zuerst müsse sie von der Schweizer Regierung in ihrem Amt bestätigt sein.
Keine Berufsdiplomatin – und damit keine Ausnahme
Den Botschafterposten verdankt die 44-Jährige Präsident Barack Obama. Der belohnte damit eine erfolgreiche Geschäftsfrau und talentierte Geldbeschafferin. Eineinhalb Millionen Dollar hatte sie für seine Wahlkampfkasse gesammelt.
Politische Erfahrung oder eine diplomatische Ausbildung hat die neue Botschafterin nicht. Das empfindet sie selber eher als Vorteil: Sie sei jemand, der gut mit Menschen umgehen könne – und das sei doch das wichtigste. Sie bringe die Erfahrung als Geschäftsfrau, Freiwillige in wohltätigen Organisationen und Mutter mit.
Die diplomatische Quereinsteigerin ist kein Einzelfall, im Gegenteil. US-Botschafter sind oft reiche Anhänger des jeweiligen Präsidenten oder verdiente Wohltäter. In den letzten drei Jahrzehnten war kein einziger US-Botschafter in Bern Berufsdiplomat.
LeVine will «Schönheiten der Schweiz erkunden»
Die gibt es zwar durchaus, aber sie führen die Geschäfte aus der zweiten Reihe heraus. Die US-Vertretungen in der Schweiz sind sogar sehr gut besetzt mit diplomatischem, politischem und militärischem Personal. So ging der inzwischen berühmt gewordene Edward Snowden einst von Genf aus seinem Spionage-Handwerk nach.
Die Botschafterin kann sich auf erfreulichere Aspekte des bilateralen Verhältnisses konzentrieren: Wissenschaft und Technologie, Wirtschaft und Politik seien ihr wichtig, ebenso kulturelle und gesellschaftliche Anlässe. Mit Mann, Kindern und Hund wolle sie die Schönheiten der Schweiz erkunden, kündigt die neue Botschafterin an, und bittet – ebenfalls auf Youtube – bereits um entsprechende Wandertipps.