SRF News: Werden nach dem Anschlag in Istanbul die Sicherheitsmassnahmen in Zürich angepasst?
Peter Frei: Punktuell wurde die Präsenz leicht erhöht, ansonsten läuft aber der Betrieb normal.
Was merken die Passagiere davon?
Kaum etwas. Ausser, dass die Flüge der Swiss in die Türkei annulliert wurden, wie auch ein Flug der Turkish Airlines.
Welchen Ruf hat der Flughafen Istanbul punkto Sicherheit? Wurden Fehler gemacht?
Dazu masse ich mir kein Urteil an. Ich schätze den Atatürk-Flughafen von Istanbul aber als sicher ein.
In Istanbul gibt es Kontrollen, noch bevor man in den eigentlichen Flughafen gelangt. Das ist strenger als an vielen europäischen Flughäfen. Dennoch ist es nicht gelungen, die Terroristen aufzuhalten. Was macht es so schwierig, Flughäfen zu schützen?
Es ist noch nicht klar, wie die Terroristen auf das Gelände des Flughafens gelangten. Grundsätzlich ist die Sicherung aber schwierig, in Zürich etwa ist der Flughafen – wie der Bahnhof auch – ein öffentliches Gelände. Zudem: Wenn Waffen oder Sprengstoff in Gepäckstücken versteckt werden, fällt dies nicht sofort auf.
Anschläge auf Flughäfen sind keine Seltenheit. Wir erinnern uns an den Anschlag auf den Moskauer Flughafen 2011, jenen in Brüssel im letzten März, und jetzt in Istanbul: Muss man nicht zum Schluss kommen, dass man sich gegen Einzeltäter, die zu allem entschlossen sind, schlicht nicht schützen kann?
Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es tatsächlich nie. Doch wurden in den letzten Jahren enorme Sicherheits-Massnahmen umgesetzt – Sicherheitskontrollen, Patrouillen im Flughafen, Gepäck-Kontrollen. Der Schutz hat aber immer Grenzen. Starke Veränderungen gab es etwa nach den Anschlägen in New York 2001. Dann wurden 2007 europaweit Flüssigkeiten auf Flügen verboten. Seit 2008 wird zudem ebenfalls europaweit auch das Flughafenpersonal kontrolliert. Das Sicherheitsdispositiv wurde also stetig erhöht.
Dennoch die Frage: Eine der ersten Reaktionen auf solche Anschläge ist meist, mit mehr Personal Präsenz zu markieren. Reicht das?
Es ist immer ein Abwägen, was verhältnismässig ist. In Zürich berät die Kantonspolizei die Lage. Je nachdem schalten sich auch die Bundespolizei und der Nachrichtendienst ein. Die Kantonspolizei entscheidet dann, welche Massnahmen umgesetzt werden. Massnahmen anordnen können aber auch der Bund oder die europäische Kommission. Ein Beispiel: Nach den vereitelten Anschlägen in London war es die europäische Kommission, die entschieden hatte, dass Flüssigkeiten nicht mehr auf Flüge mitgebracht werden dürfen.
Es gibt Sicherheitsexperten, die sagen: eine höhere Polizei- oder Armeepräsenz sowie die millionenteure Sicherheitstechnik sorgen für ein falsches Sicherheitsgefühl. Was es brauche sei ein sogenanntes Screening, Social Profiling. Wird dies in Zürich gemacht? Was halten Sie davon?
In Zürich tut dies die Kantonspolizei bereits. Dies sind entsprechend geschulte Personen, die teilweise uniformiert, teilweise in zivil unterwegs sind. Doch Einzeltäter kann man alleine durch die Polizeiarbeit sowie durch Sicherheitssysteme nicht aufhalten. Um Einzeltäter zu verhindern, braucht es immer auch nachrichtendienstliche Mittel.
Wäre ein Anschlag wie in Istanbul auch in Zürich möglich?
Wie bereits gesagt: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Hierzulande haben wir aber eine ganz andere Bedrohungssituation als in der Türkei.
Das Gespräch führte Carla Schubert.