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Schweiz Streit um billige Fernbusse

Die Schweiz bezahlt Millionen für die Anbindung der Bahn an das Hochgeschwindigkeitsnetz im Ausland. Doch immer mehr ÖV-Nutzer steigen auf Busse um.

Der Kluge fährt im Zuge – dieses Sprichwort gilt nicht mehr. Denn immer mehr ÖV-Nutzer, die sich für besonders klug halten, nehmen auf typischen Zugstrecken den Bus.

Vor allem auf der Strecke Zürich-München drängen Fernbus-Anbieter mit Billigangeboten immer mehr in den Markt. Die Reise im Bus ist viermal billiger und erst noch schneller als im Zug. Das will die Schweiz ändern – und investiert in die Schienen, damit es schneller ins Ausland geht.

Hohe Investitionen in die Bahn

Die Anbindung an das Hochgeschwindigkeitsnetz im Ausland kostet eine Milliarde Franken. 2020 soll alles fertig sein. Nicht nur im Inland werden Strecken ausgebaut, die Schweiz bezahlt auch für Streckenabschnitte im Ausland – allein auf der Strecke von St. Margreten nach München investiert die Schweiz 75 Millionen Franken.

Trotz hoher Investitionen: Die Konkurrenz zwischen Bus und Bahn bleibt. Besonders auf der Strecke nach München sei die Herausforderung gross für die Bahn, sagt das Bundesamt für Verkehr (BAV). «Wenn die Bahn ein wirklich gutes Angebot vorlegt, hat der Bus wenig Chancen. Aber dort wo die Schienen weniger gut sind, ist das Potenzial für den Bus vorhanden», sagt BAV-Direktor Peter Füglistaler.

Für einen fairen Wettbewerb müssten die Busse auch behindertengerecht sein, fordert die SBB. Zudem sollten für Bahn und Bus gleiche Löhne gelten. «Die SBB zahlt für jeden Zug eine Gebühr, es müssten daher auch auf der Strasse Abgeltungen geleistet werden», fordert SBB-Sprecher Christian Ginsig.

Politik bleibt skeptisch

Zusätzliche Abgaben für die Fernbusse? Davon wollen bei der Verkehrskommission des Ständerats nicht alle etwas wissen. «Letztendlich haben wir überall Konkurrenz», sagt Georges Theiler, Ständerat FDP/LU. «Als Unternehmen bin ich es gewohnt, konkurrenzfähig zu sein. Das wird auch die Aufgabe der SBB sein.»

Verkehrsexperte Christian Lässer glaubt auch in Zukunft an ein Miteinander der beiden Konkurrenten. Die Busse werden bleiben, weil sie eine andere Kundensparte ansprechen als die SBB. «Die Gäste der Busse suchen billigen Tarife und nehmen mögliche Unannehmlichkeiten in Kauf. Bei der Bahn hingegen sucht man Zuverlässigkeit und Bequemlichkeit.»

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