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Kind läuft an einer Demo für Homosexuellen-Rechte mit
Legende: Zürich spricht homosexuelle Paare als Pflegeeltern an – und steht damit vorerst alleine auf weiter Flur. Imago

Schweiz Werbung für homosexuelle Pflegeeltern: Zürich steht alleine da

Die Stadt Zürich sucht per Videospot homosexuelle Pflegeeltern. Obwohl es auch in anderen Städten an Pflegeeltern mangelt, ist eine ähnliche Kampagne nirgendwo geplant.

In Zürich gibt es zu wenig Pflegeeltern. Die Sozialen Dienste der Stadt Zürich ergreifen darum die Initiative und wenden sich in einem Videospot an homosexuelle Paare: Darin ist ein Junge zu sehen, der «drei Mamis» hat – seine leibliche Mutter sowie seine lesbischen Pflegemütter. Damit will die Stadt homosexuelle Pärchen ansprechen, die sich vorstellen können, Pflegeeltern zu sein.

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Zürich ist nicht der einzige Ort, an dem es an Pflegeeltern fehlt. Auch andere Städte sind laufend auf der Suche nach Eltern, die Pflegekinder bei sich aufnehmen möchten. Dennoch gibt es in den grossen Schweizer Städten bisher keine ähnlichen Aktionen – und auch geplant ist das nirgendwo.

Basel und Bern schauen vorerst nur zu

Entsprechende Inserate oder Videos seien bisher kein Thema gewesen, sagt beispielsweise Ester Meier vom Amt für Erwachsenen- und Kindesschutz der Stadt Bern. Ähnlich klingt es in Basel oder Biel. Einig sind sich die Verantwortlichen aber auch darin, dass die sexuelle Orientierung kein massgebendes Kriterium ist. «Vielmehr geht es darum, eine verlässliche Bezugsperson zu finden», sagt Meier.

Obwohl Basel derzeit keine Kampagne plant, beobachtet die Stadt die Zürcher Aktion «mit Interesse», wie Sandra Dettwiler von der Abteilung Jugend- und Familienangebot in Basel sagt. Und auch in Bern kann sich Ester Meier einen entsprechenden Aufruf vorstellen, «wenn das Problem der fehlenden Pflegefamilien grösser würde».

Nur eine Handvoll homosexueller Paare

Doch wie reagieren überhaupt die leiblichen Eltern auf den Vorschlag, ihr Kind bei einem homosexuellen Paar unterzubringen? Das habe bisher nicht zu Problemen geführt, sagt Sandra Lippuner von der Zürcher Fachstelle Pflegekinder. «Die leiblichen Eltern haben keine Bedenken angemeldet.» Allerdings liessen sich die Fälle homosexueller Pflegeeltern bisher an einer Hand abzählen, schränkt Lippuner ein.

Klar ist auch: Falls die leiblichen Eltern ernsthafte Einwände gegen homosexuelle Pflegeeltern haben, sucht das Amt eine andere Platzierung. «Wir wollen nicht, dass das Kind in einen Loyalitätskonflikt kommt.» Das könne auch der Fall sein, wenn die Eltern die Religion der Pflegeeltern ablehnten. «Es braucht eine Lösung, die für alle stimmt – ohne dass es ein Wunschkonzert ist», so Lippuner.

Sie freut sich jetzt erstmal über den Erfolg des Werbespots: Seit dessen Ausstrahlung haben sich bereits zwei homo- und drei heterosexuelle Paare als Pflegeeltern gemeldet.

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