2020 gab es die erste Verleihung des Digital-Awards der Stadt Bern. Wir haben bei zwei der drei damaligen Gewinnerinnen nachgefragt, was aus ihrer Idee wurde – und ob die Stadt dadurch wirklich digitaler wurde.
Idee eins: «Gschidi Velo»
Ein Fahrrad, das intelligent ist und sich nicht stehlen lässt – so die Idee von Michelle Hartmann und ihrem Team. Das Velo hätte einen eingebauten Beacon, also ein Gerät, das Daten speichern und sich mit anderen Geräten digital vernetzen kann. Wird das Velo gestohlen, kann die Polizei es orten.
Auch andere Funktionen sind denkbar: dass mit dem Fahrrad Fitnessdaten gesammelt werden oder die Stadt herausfinden kann, wann welche Strecke besonders befahren wird. Das war die Idee, welche die Stadt Bern vor einem Jahr prämiert hat. Was ist daraus geworden?
Der Workshop, an dem das Team teilnehmen durfte, sei spannend gewesen, erzählt Michelle Hartmann. Eine Abklärung habe ergeben, dass das Potenzial der Idee nicht in der Privatwirtschaft ausgeschöpft werden kann. Aber für die öffentliche Hand könnte es spannend sein. Bern zum Beispiel könnte dann, wenn ein Smart-City-Konzept ausgearbeitet würde, die intelligenten Velos ebenfalls entwickeln. «Gschidi Velo» wäre dann ein Teil eines grösseren Konzepts. Das war das Fazit des Workshops. «Dann ist es aber leider nicht mehr weiter gegangen», sagt Michelle Hartmann. «Das Projekt liegt auf Eis.» Die Stadt müsste jetzt Ressourcen investieren und die Sache anpacken.
Wir tüfteln nicht mehr aktiv an der Idee herum.
Enttäuscht zeigen will sich die Ideengeberin aber nicht: «Der Award hat uns ermöglicht, an einer Herzensangelegenheit herum zu denken», so Hartmann. «Gschidi Velo» gibt es also ein Jahr nach der Award-Verleihung noch nicht.
Dass Ideen auch scheiterten, sei normal, sagt der Leiter Digital der Stadt Bern, Jonathan Gimmel: «Mit dem Ideenwettbewerb laden wir die Bevölkerung ein, mit uns mitzudenken.» Es gehe darum, der Stadt Bern den Spiegel vorzuhalten und zu schauen, was dem Bedürfnis der Bevölkerung entspricht. «Es kann dann auch dazu führen, dass Ideen nicht weiterverfolgt werden.» Ist die Idee einfach eine Idee – oder ist sie auch gut und interessant genug, um sie auch umsetzen zu können? Diese Fragen würden im Anschluss an die Award-Vergabe im Workshop beantwortet.
Idee zwei: «Platz da!»
Die zweite Idee, die 2020 prämiert wurde, will Parkplätze umnutzen, beispielsweise als Hochbeete. «Autos stehen 23 Stunden am Tag herum und werden nicht bewegt. Diesen Platz kann man auch für anderes nutzen», so Stephanie Menzel. Sie hat zusammen mit einer Mitarbeiterin die Idee gehabt, so den öffentlichen Raum aufzuwerten. Auch sie bekamen von der Stadt Bern den Digital-Award.
«Wir haben schnell festgestellt, dass das rechtlich keine einfache Sache ist, Parkplätze umzunutzen», so Menzel. Aber der Workshop habe eine neue Idee hervorgebracht: «Wir haben gemerkt, dass durch die Pandemie vermehrt Büroräume leer wurden. Und diesen Raum könnte man dafür kostengünstig an andere Menschen vermitteln – an Kleingewerbe oder Kunstschaffende zum Beispiel.» Ob das Interesse an dieser Idee besteht, musste danach überprüft werden. Sowohl Unternehmen mit leeren Büroräumen, wie auch Kunstschaffende, die Räume füllen könnten, fanden die Idee gut.
Der Award hat uns motiviert, die Idee weiterzuentwickeln.
«Jetzt sind wir bald so weit, dass wir eine Pilotphase starten. Wenn es gut läuft, gründen wir sogar ein Start-up», so Stephanie Menzel. Aus der Idee wird vielleicht Realität und eine Geschäftsidee – auch dank dem Digital-Award der Stadt Bern. «Durch den Award konnten wir am Workshop an unserer Idee feilen.»