- Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) stellt eine Studie zur Digitalisierung der Arbeitswelt vor.
- Er präsentiert darin einen umfangreichen Forderungskatalog zum Schutz der Angestellten.
- Handlungsbedarf sieht der SGB insbesondere im Bereich des Homeoffice.
- Die Gewerkschaften fordern ein besseres Aus- und Weiterbildungsangebot für die Angestellten, sowie einen besseren Kündigungsschutz für langjährige ältere Angestellte.
Der Begriff Homeoffice klingt gut – zumindest für diejenigen, die nicht von zu Hause aus arbeiten. Kein Pendler-Stress, länger schlafen, gesünderes Essen in der eigenen Küche zubereiten – und das alles erst noch ohne das Haus zu verlassen.
In einer neuen Studie zu den Folgen der Digitalisierung der Arbeitswelt warnt der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) aber genau davor. Es brauche dringend zusätzliche Regelungen im Homeoffice, sagt SGB-Chefökonom Daniel Lampart. Das bestehende Heimarbeitsgesetz weise Lücken auf und schütze die Arbeitnehmer nicht genügend. Lampart: «Wenn man zuhause ist, heisst das nicht, dass der Arbeitgeber sich nicht am Arbeitsplatz beteiligen muss oder, dass man in einem Loch arbeiten kann.»
Wenn man zuhause ist, heisst das nicht, dass man in einem Loch arbeiten kann.
Homeoffice ist dabei aber nur ein Thema, das die SGB-Studie anspricht. Die Digitalisierung biete insgesamt viele Vorteile, kommt Lampart darin zum Schluss, aber: «Sie muss den Arbeitnehmenden nützen.» Oft sei heute genau das Gegenteil der Fall.
SGB fordert Ausbildungsoffensive
Arbeitnehmer in Branchen wie etwa dem Detailhandel oder aber auch bei den ganz gewöhnlichen Büro-Arbeitsplätzen würden zunehmend unter Druck geraten. Es werde einfacher für Unternehmen, Büroarbeiten wie etwa die Personaladministration oder die Informatik im Ausland zu erledigen und das werde auch in Tausenden Fällen gemacht. «Wir wissen aus verschiedenen Untersuchungen, dass diese Verlagerung zu Lohndruck führt», sagt Lampert.
Der SGB fordere deshalb neue Gesamtarbeitsverträge und die Anpassung von bestehenden Gesamtarbeitsverträgen an die Herausforderungen durch die digitalisierte Arbeitswelt. Zudem brauche es eine eigentliche Ausbildungsoffensive, damit die Angestellten in dieser neuen Welt bestehen könnten. «Dazu braucht es ausreichend hohe Gewinnsteuern, die die Profite bei den Firmen abschöpfen», sagt Lampert.
Arbeitgeberverband gegen Kündigungsschutz
Höhere Gewinnsteuern – diese Forderung kommt bei den Unternehmern wohl nicht besonders gut an. Zumal da die Zweitauflage der Unternehmenssteuerreform ansteht. Der Arbeitgeberverband spricht sich generell gegen neue Regulierungen aus. Es gehe nicht, die Unternehmen mit neuen Vorschriften einzuengen.
Man kann feststellen, dass die Schweiz von den grundlegenden Neuerungen der Digitalisierung substanziell profitiert hat.
So kann der Arbeitgeberverband beispielsweise einem strengeren Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer, wie ihn der Gewerkschaftsbund fordert, nichts abgewinnen, wie Verbandssprecher Fredy Greuter sagt: «Das wirkt strukturerhaltend und hilft dem Wandel, der mit der Digitalisierung einhergeht, nicht zusätzlich.»
Die Schweiz profitiert
Grundsätzlich müsse man die Digitalisierung der Wirtschaft vermehrt als Chance sehen, sagt Fredy Greuter vom Arbeitgeberverband. «Man kann feststellen, dass die Schweiz von den grundlegenden Neuerungen der Digitalisierung substanziell profitiert hat.»
Dank der Digitalisierung seien auch neue, attraktive Arbeitsplätze entstanden. Die Schweizer Wirtschaft sei jedenfalls gut aufgestellt, um von neuen Entwicklungen profitieren zu können. Das bestreitet der Gewerkschaftsbund nicht. Er fordert aber, dass nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Arbeitnehmer davon profitieren.