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Streik auf dem Thorberg «Es geht nicht, eine Prostituierte zu bestellen»

Der Streik war erfolgreich. Die Gefängnisleitung auf dem Thorberg will ein Beziehungszimmer für Gefangene und deren Liebste einrichten. Weshalb das sinnvoll sein könnte, weiss Strafvollzugsexperte Benjamin F. Brägger.

SRF News: Was bringt so ein Beziehungszimmer – auch aus der Sicht eines Gefängnisses?

Benjamin F. Brägger: Es gibt keinen Rechtsanspruch auf ein Beziehungszimmer. Das ist wichtig. Gewisse Strafanstalten haben so ein Zimmer, andere nicht. Persönlich finde ich es wichtig, denn beim Eintritt in eine geschlossene Anstalt hört die Sexualität nicht auf. Es hat dort viele junge Männer, die im besten Alter sind. Die Möglichkeit, dass jemand mit der Freundin oder mit der Frau zusammen sein kann, nimmt Druck weg in der Anstalt.

Was haben andere Anstalten für Erfahrungen gemacht?

Gute Erfahrungen. Es ist natürlich, wie alles im Gefängnis, reglementiert. Es geht nicht, eine Prostituierte zu bestellen. Es geht darum, die Beziehung zu einer Partnerin zu pflegen. Das hilft auch in Hinblick auf die Entlassung, die Person hat einen Pfeiler draussen.

Wie oft kommt es überhaupt zu einem Streik?

Es gibt mehr Streiks als noch vor zehn bis fünfzehn Jahren. Das Strafrecht wurde geändert. Das bedeutet, der «normale Bürger» wird nicht mehr eingesperrt, es gibt viele Geldstrafen. Vielfach werden nur noch Schwerstkriminelle eingesperrt. Das baut Druck auf, denn es sind Menschen, die nur noch wenig Perspektiven haben. Es gibt immer wieder Schlägereien oder kleinere Arbeitsniederlegungen.

Wie kann die Gefängnisleitung damit umgehen?

Eine geschlossene Strafanstalt zu leiten, ist sehr anspruchsvoll. Zusammen mit dem Personal muss eine Balance gefunden werden zwischen menschlicher Behandlung und einer guten Distanz sowie der Sicherheit. Es ist etwa wie ein Dampfkochtopf: Es darf sich nicht zu viel Druck aufbauen, damit er nicht explodiert.

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