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Links-rechts-Graben Die Agglomerationen driften auseinander

Stadtnahe Gebiete könnten die Wahlen 2019 mitentscheiden. Doch ihre politische Ausrichtung ist laut einer aktuellen Studie zunehmend uneinheitlich.

Wenn im Herbst bei den eidgenössischen Wahlen das neue Parlament gewählt wird, könnten die Agglomerationen mit ihren rund zwei Millionen Einwohnern über dessen künftige politische Ausrichtung entscheiden. Doch dafür müssten sie sich einig sein. Und genau dies ist immer weniger der Fall, wie eine Auswertung von über 260 Urnengängen der letzten 30 Jahre durch die Forschungsstelle Sotomo zeigt.

Politisch gespalten

«Bekannt ist ja vor allem, dass die Kernstädte nach links gehen, wir sehen aber zunehmend auch, dass die Agglomerationen sich sehr unterschiedlich bewegen», sagt Sotomo-Leiter Michael Hermann. «Es gibt sehr unterschiedliche Gemeinden, die eher stadtnah oder stadtfern sind und die bewegen sich nicht im selben Masse in der politischen Landschaft.»

Diagramm
Legende: sotomo

Stadtnahe Orte wie die beiden Zürichseegemeinden Freienbach (SZ) oder Wollerau (SZ) beispielsweise haben sich in den letzten 20 Jahren drastisch nach rechts orientiert. Das habe mit der Bevölkerungsentwicklung zu tun, sagt Michael Hermann. «Dorthin ziehen Leute, die für tiefere Steuern auch höhere Wohnpreise und einen längeren Arbeitsweg in Kauf nehmen.» Durch die reiche, bürgerliche Klientel haben sich die Gemeinden politisch nach rechts verschoben.

Insgesamt linker und liberaler

Andere Gemeinden wie Köniz (BE) oder Ennetbaden (AG) dagegen haben sich über die Jahrzehnte nach links entwickelt. Zwar ist auch Ennetbaden eine reiche Gemeinde mit attraktiver Sonnenhanglage. Doch habe man in der Vergangenheit statt in tiefe Steuern in Kinderbetreuung investiert, sagt Gemeindeammann Pius Graf. «Das hat dann auch gute Doppelverdiener angezogen.» So wurde Ennetbaden zunehmend urbaner und links-liberal.

Damit steht die Gemeinde für den grösseren Teil der Agglomerationen, die laut der Untersuchung über die Jahre insgesamt linker und liberaler geworden sind. Eine Tendenz, die sich auch bei den nationalen Wahlen widerspiegeln dürfte.

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