- Die Nummer drei der Branche, der japanische Stahlriese Kobe Steel, hat zugegeben, dass bei Inspektionen noch stärker als bisher angenommen geschwindelt worden ist.
- Betroffen seien über 11'000 Tonnen Stahl-, Kupfer- und Aluminiumprodukte, hiess es.
- Das Material wurde in Japan, China, Malaysia und Thailand hergestellt und weltweit an Kunden zur Verwendung in Autos, Zügen, Flugzeugen und Rüstungsgütern geliefert.
Hiroya Kawasaki, CEO von Kobe Steel, bat um Entschuldigung. Er räumte ein, dass Daten zur Materialstärke gefälscht worden seien. Zum Teil sollen auch Inspektionsprozesse abgekürzt worden sein. Einige Fälle reichten zehn Jahre zurück. Es werde nun untersucht, ob es weiteres Fehlverhalten gegeben habe.
Die Folgen des Fälschungsskandals sind noch nicht absehbar. Sie dürften den seit zwei Jahren mit roten Zahlen kämpfenden Konzern jedoch teuer zu stehen kommen. Der Aktienkurs von Kobe Steel brach seit dem Bekanntwerden des Skandals um 40 Prozent ein, wie SRF-Mitarbeiter Martin Fritz in Tokio sagt.
Gefahr durch gefälschte Daten noch unklar
«Man rechnet damit, dass das Unternehmen zerschlagen wird oder nicht überlebt», erklärt Fritz weiter. Ausserdem habe die japanische Regierung verschärfte Kontrollen angekündigt – aus Angst vor einem Imageschaden.
Wie gross das tatsächliche Sicherheitsrisiko durch die Verbauung minderwertiger Materialien ist, lasse sich noch nicht sagen, so Fritz. «Weil man noch nicht weiss, wie sehr die gefälschten Daten von den Vorgaben der Kunden abgewichen sind.»
«Das Problem hat auch kulturelle Wurzeln»
Mit den aktuellen Vertuschungsvorwürfen steht Kobe Steel nicht alleine da: In letzter Zeit gerieten auch andere japanische Konzerne wie Toshiba und Takata in die Negativschlagzeilen. Mitsubishi musste im vergangenen Jahr über 1,2 Millionen Autos wegen ungenügender Sicherheitsprüfungen zurückrufen.
Das mag am Druck liegen, der in den Bereichen, in denen der Wettbewerb sehr intensiv ist, herrscht. Fritz ortet aber auch eine kulturelle Wurzel des Problems: «In dieser oft geschlossenen Firmenwelt in Japan gibt es zu wenig Transparenz und Kontrollen, als dass ein Problem auf den Tisch kommt und gelöst wird.»