Für einmal sind sich die Ökonomen einig: 2018 zieht die Schweizer Wirtschaft an. Treibender Faktor wird vor allem die Exportindustrie sein, wie Economiesuisse-Chef-Ökonom Rudolf Minsch sagt. «Sie profitiert nicht nur von einem leicht schwächeren Franken, sondern vor allem vom Erstarken der internationalen Märkte.»
Die Schweizer Exportindustrie profitiert vor allem vom Erstarken der internationalen Märkte.
Tatsächlich läuft die Konjunktur rund um den Globus rund. In Amerika dürfe man mit weiterem Wachstum rechnen und auch in Europa werde sie noch einmal anziehen, prognostiziert Ökonom und Unternehmensberater Klaus Wellershoff. «Selbst in Ländern wie Indien oder Russland, wo es doch schwerer gewesen ist, scheint alles auf Aufwärtstendenz gebürstet zu sein.»
Zunahme von Exporten
Wellershoff setzt allerdings «kleine Fragezeichen» in China. Die Wirtschaft wächst dort zwar weniger stark als bisher, aber für Credit-Suisse-Ökonom Oliver Adler ist das kein Grund zur Sorge: «In China ist die Prognose 6,5 Prozent. Das ist für die Welt immer noch extrem viel.» Insgesamt liefen fast alle Motoren gut, stellt Adler fest.
Zu Gute kommt das vor allem der Schweizer Exportindustrie. Die Verkäufe von Maschinen, Uhren, Schokolade und Medikamenten ins Ausland dürften zunehmen, so der Tenor unter den Fachleuten.
Beschäftigungslage hinkt hinterher
Noch profitieren jene Menschen, die momentan eine Stelle suchen, nicht von diesem Aufschwung. «Wir hoffen jetzt, dass in den nächsten Monaten die Beschäftigung nachzieht. Dann hätten wir nächstes Jahr eine schöne, breit abgestützte Dynamik in der Konjunktur», sagt Eric Scheidegger vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco).
Wir hoffen jetzt, dass in den nächsten Monaten die Beschäftigung nachzieht.
Wenn Leute eine Arbeitsstelle haben, verdienen sie Geld und können mehr konsumieren. Das wiederum kurbelt die Wirtschaft weiter an. Die Ökonomen prognostizieren der Schweiz im Jahr 2018 ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von gut zwei Prozent. Das wäre doppelt so viel wie 2017.
Geldpolitik als Risiko
Wellershoff warnt allerdings vor zu viel Euphorie. Für die erste Jahreshälfte machten er und die anderen Ökonomen sich wenig Sorgen. «Was danach kommt, wissen wir nicht. Das müssen wir ehrlich zugeben. Da kann so viel passieren.»
Für die erste Jahreshälfte machen wir uns wenig Sorgen. Was danach kommt, wissen wir nicht.
Das grösste Risiko ortet er in der Geldpolitik. Jahrelang war sie sehr expansiv. Das viele Geld hat die Wirtschaft gestützt, doch nun zieht allmählich die Inflation an. Wenn sie nicht aus dem Ruder laufen soll, dann müssen die Notenbanker früher oder später ihre Geldpolitik straffen, indem sie die Zinsen anheben.
Folgen steigender Zinsen ungewiss
Steigende Zinsen sind allerdings ein Szenario, das Minsch Sorgen bereitet. «Das grösste Risiko ist wahrscheinlich, wenn die Märkte damit umgehen müssen, dass die Zinswende jetzt effektiv Realität wird.»
Das grösste Risiko ist wahrscheinlich, wenn die Märkte damit umgehen müssen, dass die Zinswende jetzt effektiv Realität wird.
In den USA ist der Prozess bereits in Gang dort steigen die Zinsen wieder. In Europa könnte es Anfang 2019 soweit sein, später dann auch in der Schweiz. Platzt dann eine Blase an den Finanzmärkten? Brechen die Immobilienpreise ein und verlieren Hausbesitzer, Investoren und Banken viel Geld?
Und wie steht es um die geopolitischen Risiken, wie dem Brexit, den Spannungen zwischen den USA und Nordkorea oder der Aussenpolitik von US-Präsident Donald Trump? Gut möglich, dass die Zukunft nicht ganz so rosig wird, wie es die Konjunkturexperten momentan unisono prophezeien.