Die Idee der Cyber-Versicherungen kommt aus den USA. Dort sorgten in den letzten Jahren verschiedene Hacker-Skandale für Aufsehen. «Sony Playstation etwa wurde vor einigen Jahren gehackt. Es hat das Unternehmen Millionen gekostet, um die Schäden auszubessern», wie Stefan Thurnherr von der Beratungsstelle VZ-VermögensZentrum erklärt.
Millionenschäden – die Gründe dafür sind vielfältig: Sei es, dass Kunden geschädigt sind, weil Kreditkarten oder vertrauliche Daten von Personalbeständen entwendet wurden. Oder in einem Netzwerk Schäden angerichtet werden, und dieses wieder zum Laufen gebracht werden muss. «Dazu gehört auch ein Krisenmanagement, etwa wenn man juristische Hilfe braucht», sagt Thurnherr.
Angebot stösst auf Anklang
Hilfe nach einem Hacker-Angriff – dafür gibt es seit rund drei Jahren auch in der Schweiz sogenannte Cyber-Versicherungen. Die Anbieter helfen etwa, das Vorgehen der Hacker zu analysieren, Lecks zu stopfen und Daten wiederherzustellen. Je nach Police kommen sie auch für Schäden bei Kunden auf und stellen juristisches Personal zur Verfügung.
Als eine der ersten in der Schweiz hat die Zürich-Versicherung solche Cyber-Versicherungen ins Portfolio aufgenommen. Christian Lafontaine ist dort Spezialist für Cyber-Risiken. Er sagt, das Angebot stosse auf Anklang: «Das Interesse steigt markant. In einer Studie der HSG steht, dass sich der Markt der Cyberversicherung in der Schweiz in den nächsten zehn Jahren bis zu verzehnfachen kann.»
In zehn Jahren Standard für Firmen
Interessenten gebe es in den verschiedensten Branchen, sagt Lafontaine: «Anfangs kam das Interesse von Finanzinstituten und aus dem Gesundheitswesen. Man sieht aber auch in der Hotelbranche steigendes Interesse.» Eine mögliche Zielgruppe sei indes nicht auszumachen, weil Unternehmen zukünftig immer mehr auf das Internet angewiesen seien.
Wie viele Kunden die Zürich-Versicherung gegen Internet-Kriminalität versichert, bleibt Geschäftsgeheimnis. Stefan Thurnherr vom VZ-VermögensZentrum schätzt aber, dass aktuell rund zehn Prozent der Schweizer Firmen eine Cyber-Versicherung haben. Das sei zwar noch nicht sehr viel, «aber es ist sicher ein Trend. Ich gehe davon aus, dass das in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu einem Standard für Schweizer Firmen wird.»
Bei Versicherungen spielt natürlich auch das Geschäft mit der Angst mit.
Und dies, obwohl grosse Hacker-Skandale hierzulande bisher ausgeblieben sind. Fragt sich, ob es in der Schweiz wirklich Cyber-Versicherungen braucht, oder ob Versicherer mit der Sorge der Kunden vor allem ein gutes Geschäft machen. «Bei Versicherungen spielt natürlich auch das Geschäft mit der Angst mit», sagt Thurnherr.
Selbstverständlich müsse man sich genau überlegen, ob ich als Unternehmen betroffen sei. «Wenn ich keine Online-Anbietungen habe, brauch ich sicher auch keine solche Versicherung.» Aber für Firmen, welche in neue Geschäftsmodelle vorstiessen und sich mit Internet beschäftigten, sei es sinnvoll. «Weil die bekannten Versicherungen, wie etwa Sachversicherung, hier keinen Schutz bieten», sagt Thurnherr.
Wenig Nutzen für Privatpersonen
Während Cyber-Versicherungen für Firmen also durchaus sinnvoll sind, sieht Thurnherr für Privatpersonen wenig Nutzen. Obschon es auch hier diverse Angebote gibt. Anders als bei Unternehmen sorgten Cyber-Attacken bei Einzelpersonen weniger für finanziellen Schaden. «Wenn ein Bild von mir auf dem Internet kursiert, das ich nicht möchte, ist es eine emotionale Schädigung. Die können wir nicht versichern.»
Und so gilt: Für Privatpersonen ist Vorsicht im Umgang mit dem Internet nach wie vor die beste Versicherung.