Das deutsche Medienhaus «Axel Springer» ist die Nummer eins in Europa. Zu Springer gehören Titel wie «Bild» oder «Die Welt». In der Schweiz ist «Springer» zusammen mit «Ringier»beim «Beobachter», der «Bilanz» oder der «Schweizer Illustrierten» engagiert.
Nun steigt der US-Investor KKR bei Springer ein. Die Beteiligungs-Gesellschaft hat mehr als einen Viertel des Aktienkapitals erworben. Der Einstieg löst Emotionen aus: «Wir befürchten einen Ausverkauf des Journalismus», sagt Tina Groll, Vorsitzende der deutschen Journalistinnen- und Journalisten Union.
Gordon Gekko als Vorbild
So wie damals als vor gut zehn Jahren KKR beim deutschen TV-Konzern Pro 7 Sat 1 einstieg: «Danach wurde eine erhebliche Anzahl von Stellen gestrichen, vor allem im journalistischen Bereich», erinnert sich Groll.
KKR investiert die 200 Milliarden Dollar seiner Kunden in verschiedenste Unternehmen weltweit mit dem Ziel, eine gute Rendite herauszuholen und dann die Anteile mit Gewinn weiterzuverkaufen. Henry Kravis, einer der Gründer von KKR, soll gar als Vorbild für Gordon Gekko gedient haben, den skrupellosen Finanzhai in Michael Douglas Film «Wall Street», sagen Kritiker.
KKR komme als langfristiger Investor und nicht mit dem Ziel, innert kurzer Zeit möglichst viel Profit aus dem Unternehmen herauszuschlagen, sagt hingegen Springer Konzernchef Mathias Döpfner: «Kern der Partnerschaft ist es, die Wachstumsstrategie im publizistischen Bereich und im Bereich digitale Rubriken zu stärken, zu beschleunigen und weiterzuentwickeln.»
Die journalistischen Standbeine von Axel Springer sind längst nicht mehr so erfolgreich wie auch schon. Die Regionalzeitungen in Berlin und Hamburg wurden verkauft und auch bei den verbleibenden Titeln sinken die Leser- und Werbe-Einnahmen, sowohl bei der «Bild-Zeitung» wie auch bei der «Welt».
Anderseits investiert Springer seit Jahren massiv in digitale Angebote, in journalistische ebenso wie in kommerzielle Inserate- und Vermarktungs-Plattformen wie etwa die europaweite Jobbörse Stepstone oder das Immobilienportal Immowelt.
Digitalisierung als Chance
Dieses digitale Geschäft floriert, und hier will Springer nun mit frischem Geld aus den USA noch mehr investieren. Eine logische Entwicklung, so Medienwissenschaftler Otfried Jarren: «Digitale Angebote sind immer günstiger als die vorherigen und die Bereitschaft zu einem Abonnement gering.» Zudem sind die finanziellen Risiken in diesem Bereich gross.
Mit einem neuen Investor im Rücken hofft Springer diese Risiken besser tragen zu können. Denn die Digitalisierung bringe auch für journalistische Angebote Chancen, ergänzt Jarren: «Nicht jeder interessiert sich für eine Vertiefung der Umweltpolitik oder der Landwirtschaftspolitik.» Man könne nicht alles anbieten, müsse segmentieren und dem entsprechenden Publikum spezialisierte Angebote anbieten.
Keine Veränderungen bei Ringier
Solche massgeschneiderten Angebote lassen sich gewinnbringend vermarkten, doch zuerst einmal kostet es viel Geld, sie zu entwickeln. Es wird deshalb interessant zu sehen sein, ob Axel Springer nun zusammen mit KKR auch in diese journalistische Weiterentwicklung investiert.
Mit Interesse beobachtet man den Deal mit KKR auch in der Schweiz, wo das Medienhaus Ringier eng mit Axel Springer zusammenarbeitet. Auf Anfrage heisst es aber bei Ringier, es seien keine konkreten Auswirkungen zu erwarten. Ringier finanziere den Ausbau seines Digitalgeschäfts aus eigenen Mitteln.