Das Wichtigste in Kürze
- Chinesische Fussballclubs haben im Jahr 2016 Transfers in Höhe von 420 Millionen US-Dollar getätigt.
- Superstars wie Axel Witsel, Hulk, Oscar oder Carlos Tevez erlagen dem Lockruf des Geldes aus dem Reich der Mitte.
- Die kommunistische Führung ermahnt die Fussballclubs, den Bogen im finanziellen Kampf um Fussballstars nicht zu überspannen.
China will zur führenden Fussballnation der Welt aufsteigen – anders ist die Grossoffensive der Fussballclubs aus dem Reich der Mitte kaum zu erklären. So leisteten sich die Shanghai SIPG mit dem Brasilianer Oscar den teuersten Zukauf der laufenden Transferperiode: Für den Mittelfeldspieler blätterte der chinesische Verein laut Medienberichten bis zu 70 Millionen Euro Ablöse hin. Oscar selbst soll bei Shanghai ein Gehalt in Höhe von 417'000 Euro erhalten – pro Woche. Der Brasilianer liess seiner Freude ob dem Wechsel freien Lauf: «Der Transfer ist gut für mich, für Chelsea und auch für Shanghai.»
Tevez erhält in China 38 Millionen pro Jahr
Damit aber nicht genug: Neben Oscar erlag ebenfalls Axel Witsel dem Lockruf des Geldes aus dem Reich der Mitte. Der 25-jährige belgische Nationalspieler zog das Angebot der Tian Quanjin offenbar der Anfrage des italienischen Traditionsvereins Juventus Turin vor. Der Grund: «Das Angebot war so gut, dass ich es allein schon mit Blick auf meine Familie nicht ablehnen konnte», sagte Witsel. Sein Marktwert beträgt gegen 20 Millionen Euro.
Das Angebot war so gut, dass ich es allein schon mit Blick auf meine Familie nicht ablehnen konnte
Zudem wurde der brasilianische Superstar Hulk für eine Rekordsumme von 55,8 Millionen Euro von St. Petersburg zu den Shanghai IPG transferiert. Die Jiangsu Suning liessen sich die Dienste von Alex Teixeira gegen 50 Millionen Euro kosten – und auch der argentinische Nationalspieler Carlos Tevez wechselte nach China: Zu den Shanghai Shenhua. Dort soll er ein Jahresgehalt von 38 Millionen Euro beziehen.
Kommunistische Führung hebt den Mahnfinger
Unter dem Strich schossen die Ausgaben der chinesischen Fussballvereine im Zuge dieser Transferoffensive im Kalenderjahr 2016 auf 420 Millionen Euro in die Höhe. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 168,2 Prozent.
Ausserdem katapultierte sich China in der globalen Einkaufsrangliste vom 20. auf den 5. Platz. Zum Vergleich: Russlands Fussballvereine gaben im selben Zeitraum 106 Millionen Euro aus. Und die Premier-League kaufte in der Winterpause Spieler für insgesamt 250,5 Millionen Euro ein. Das Gesamt-Investitionsvolumen in der Saison 2016/17 summiert sich auf der britischen Insel auf den Rekordbetrag von 1,61 Milliarden Euro.
Die Finanzmittel für die Rekordtransfers stammt laut SRF-China-Korrespondent von grossen Investoren und Konzernen wie der Kommerzplattform Taobao. Ein Unternehmen aus dem Hause Alibaba. «Diese Unternehmen investieren, weil Fussball in China als wachsender Markt betrachtet wird. Zudem pumpen die Investoren und Firmen Geld in den Sport, um der chinesischen Führung zu imponieren», sagt Aldrovandi.
Investoren und Firmen pumpen Geld in den Sport, um der chinesischen Führung zu imponieren
Die in China ausgegeben Summen sorgen bei Uli Hoeness indes für Kopfschütteln: «Das ist nur noch krank». Mit dieser Ansicht steht der Präsident des FC Bayern München nicht mehr alleine da: Vielmehr versucht die kommunistische Führung Gegensteuer zu geben. Plötzlich sprechen Regierungsstellen von Obergrenzen für Gehälter und Ablösesummen statt von einer Transferrekord.
Angst vor Geldwäscherei
Insolventen Vereinen könnte demnach ein Ausschluss aus der obersten Liga drohen. Eine strengere Finanzüberwachung soll dabei helfen, die Ausgaben zu regulieren – und die Zahl der Spielerimporte pro Mannschaft soll überdies von fünf auf vier reduziert werden. Darüber hinaus lässt die kommunistische Führung ausrichten, das Land verfolge das Ziel, Fussballclubs zu gründen, welche 100 Jahre Bestand hätten.
Dies sei jedoch nicht der einzige Grund für die kommunistische Führung, den Mahnfinger zu heben: «In China läuft derzeit eine Anti-Korruptionskampagne. Da passen solche Saläre nicht ins Bild», sagt SRF-China-Korrespondent Aldrovandi. Zudem gebe es auch Spekulationen, wonach es bei den Transfersummen um Geldwäscherei gehen könnte – dies, um Geld leicht ausser Landes zu schaffen.
Xi träumte vom Weltmeisterschaftstitel
Vor einigen Jahren verfolgte die chinesische Führung noch eine andere Strategie: Präsident Xi Jingping träumte in seiner Vision davon, China als «Fussball-Supermacht» aufzubauen. Dazu gehören die Fifa-Weltmeisterschaft im eigenen Land und eines Tages der Titel.