In den Hallen der Schweizer Flughäfen drängen sich dieser Tage Urlauber: in vielen Kantonen haben die Herbstferien begonnen. Viele Reisende planen und buchen ihren Urlaub heute ohne Beratung eines Reisebüros – doch es gibt auch Ausnahmen.
Reisebüros in der Schweiz haben schwierige Zeiten hinter sich. Seit dem Jahr 2000 hat sich ihre Zahl in der Schweiz von 2887 auf 1420 mehr als halbiert, auch der Umsatz pro Reisebüro brach ein. Eine Studie des Schweizer Reise-Verbands legt trotzdem nahe, dass die Reisebüro-Branche die Talsohle durchschritten hat. Der durchschnittliche Umsatz pro Reisebüro nahm demnach 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 3,3% leicht zu.
Christian Laesser ist Professor für Tourismus und Dienstleistungsmanagement an der Universität St. Gallen und hat an der Studie mitgewirkt. Verschiedene Faktoren spielten bei der Erholung der Reisbüros eine Rolle, so Laesser.
Im Moment profitiert die ganze Reiseindustrie in der Schweiz von guten Rahmenbedingungen. Die Konjunktur brumme, die Arbeitslosigkeit sei tief, die Einkommen seien stabil, gleichzeitig trage das Bevölkerungswachstum zu einer höheren Nachfrage bei, so Laesser.
Von der wachsenden Reiselust haben Reisebüros jedoch nicht allzu viel, meint Laesser. «Der Marktanteil der Reisebüros ist wahrscheindlich stabil, ich glaube nicht, dass sie überdurchschnittlich profitieren.» Um eine verlässliche Aussage machen zu können fehlten aber die Zahlen.
So gut wie jede Reise, egal wie komplex, kann ein Urlauber heute zwar selbständig online recherchieren und buchen. Doch der Informationsüberfluss im Internet kann auch zu einer Gegenbewegung führen.
Auch Christian Laesser sieht diese Tendenz: «Das ist sicher mit ein Grund, dass eine gewisse Sättigung beim Onlinebuchen erreicht ist. weil es natürlich immer Leute gibt die keine Zeit aufwenden können oder wollen um ihre Reisen zu planen.» Auch Expertenwissen und die Möglichkeit, die Verantwortung für die Reise abzugeben und Risiken abzusichern, mache Reisebüros weiterhin attraktiv.
So sehe die Zukunft für auf Beratung spezialisierte Reisebüros zumindest nicht ganz düster aus. Laesser bedient sich einer Methapher aus der Medizin. «Wenn ich in mit meinem Fieber eine Selbstdiagnose mache, gehe ich nicht gleich zum Arzt. In anderen Situationen jedoch schon.» So sei es auch mit Reisebüros. «Wenn Sie den Kunden kennen, den Kunden gut beraten und ihm bei Schwierigkeiten helfen, werden sie eine gute Zukunft haben.»