Das Ersparte der Kunden verwalten und Kredite vergeben – das ist nach wie vor das Kerngeschäft der Genossenschaftsbank. Und mit einem Anteil von 17 Prozent am hiesigen Hypothekarmarkt ist Raiffeisen führend bei der Eigenheimfinanzierung.
Diese starke Stellung hat der neue Chef Patrik Gisel seinem Vorgänger zu verdanken: Pierin Vincenz, der Raiffeisen von der «Bauernbank» zum Finanz-Konzern umformte. Von ihm hat Gisel erst im Oktober das Steuer übernommen. Das rasante Wachstumstempo möchte der Neue beibehalten. «Es ist richtig, dass wir schön wachsen. Wir sind auch stolz darauf», sagt Gisel, der Hobby-Triathlet, der bekannt ist für seine Freude an schnellen Autos. «Wir möchten Marktanteile gewinnen. Das ist ein Motor, eine wichtige Motivation in unserem Unternehmen.»
Und er hat auch keine Angst, vermehrt Hypothekarkredite zu vergeben, die die Kunden dann vielleicht nicht bedienen können. Er habe ein strenges Auge auf die Qualität: «Wir überwachen das sehr genau. Wir berechnen jede Hypothek mit einer Belastung von fünf Prozent, also mit viel Spielraum zum heutigen Zinsniveau.» Bis dieses wieder fünf Prozent erreiche, dürfte noch einige Zeit vergehen, so Gisel. «Und so glauben wir, dass unser Portefeuille sehr sicher und gut aufgestellt ist.»
Weitere Übernahmen nicht ausgeschlossen
Während Raiffeisen als Kreditgeberin eine grosse Nummer ist, bäckt sie als Vermögensverwalterin bisher vergleichsweise kleine Brötchen. Zwar hat die Gruppe mit der Übernahme der beiden Privatbanken Notenstein und La Roche hier zugelegt.
Aber Gisel wäre wohl nicht der Chef von Raiffeisen, wenn er nicht auch in diesem Bereich grössere Ambitionen hegte und weitere Zukäufe plante. «Wir haben im Moment nichts Konkretes auf dem Tisch», sagt er zwar. «Aber es gibt immer wieder Optionen. Ich möchte das nicht ausschliessen.»
Nachdem letztes Jahr die kleine Basler Privatbank La Roche dazukam, könnte dieses Jahr also eine weitere Übernahme in der Vermögensverwaltung folgen. Allerdings müsste eine zusätzliche Privatbank dann auch zum Charakter von Raiffeisen passen, räumte Gisel an der Medienkonferenz ein. Das heisst: Sie müsste sich primär auf das Geschäft in der Schweiz konzentrieren. Denn Eines will auch Gisel nicht: internationale Geschäfte betreiben, wie es etwa die Grossbanken UBS und Credit Suisse tun. Auch unter seiner Leitung wird Raiffeisen eine Bank für die Kunden im Inland bleiben.