Der Vorstandsausschuss von Economiesuisse schlägt Jean-Marc Hensch als neuen Direktor vor. Er übernimmt die Nachfolge von Pascal Gentinetta und soll die Geschicke des ins Schlingern geratenen Wirtschaftsdachverbands ab März leiten.
Mit Verbandswesen vertraut
Hensch ist Jurist und diplomierter PR-Berater. Durch seine Tätigkeit für zwei Mitgliederverbände von Economiesuisse sei Jean-Marc Hensch ein Kenner des Verbandswesens und der Bundespolitik, begründet Economiesuisse seine Nomination in einer Mitteilung. Zudem sei er durch seine PR-Arbeit ein ausgewiesener Kommunikationsfachmann. Dieser Punkt dürfte dem Verband besonders zugute kommen, sagt SRF-Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler.
«Der Verband hatte in den letzten Monaten unglücklich agiert und kommuniziert». Kobler spricht damit die missglückte Millionen-Kampagne für die Abstimmung über die «Abzockerinitiative» vom 3. März an. Economiesuisse hatte den Kampf der Wirtschaft gegen die Initiative koordiniert – ohne Wirkung. Denn die Stimmenden hiessen die Initiative mit 67,9 Prozent Ja-Stimmen sehr deutlich gut.
In ein schiefes Licht geraten war der Verband vor allem, weil in seinem Abstimmungskampf ein Werbebüro Studenten für Online-Kommentare gegen die Initiative bezahlt hatte.
Der Wirtschaftsdachverband hat offenbar aus seinen Fehlern gelernt: «Hensch will künftig bodenständig und verständlicher kommunizieren», sagt Kobler. Dies habe die Verbandsspitze klargemacht.
Verband in ruhiges Fahrwasser führen
Bereits am kommenden Montag soll der Vorstand entscheiden. Wird Hensch gewählt, übernimmt er am 1. März den Posten als Direktor und die Nachfolge von Pascal Gentinetta. Dieser war im März wegen Differenzen über die Führung des Verbandes zurückgetreten. Inoffiziell dürfte aber auch die gescheiterte Kampagne gegen die «Abzockerinitiative» zu seinem Abgang geführt haben.
Im Streit mit der Uhrenindustrie
Doch die Krise bei Economiesuisse begann bereits vor der Abstimmung gegen die «Abzockerinitiative» vom März. Die Führung überwarf sich mit dem Schweizer Uhrenverband wegen des Labels «Swiss Made».
Doppelrücktritt im März
Mitte März zog die Verbandsführung die Konsequenzen. Der damalige Präsident Rudolf Wehrli sowie Direktor Pascal Gentinetta kündigten gemeinsam ihren Rücktritt an. Auf Wehrli folgte der ehemalige Axpo-Chef Heinz Karrer.
Interimistisch führt Chefökonom Rudolf Minsch den Verband seither. Er werde sich künftig wieder auf die vorherige Position konzentrieren, schreibt Economiesuisse weiter. Er soll ausserdem stellvertretender Direktor werden.