Der starke Franken hinterlässt vor allem bei der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) Spuren. Die Umsätze sanken im ersten Quartal 2015 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 8,1 Prozent, wie der Branchenverband Swissmem mitteilt. Die Auftragseingänge gingen sogar um 17,1 Prozent zurück.
Noch viel belastender für die Unternehmen sei der massive Druck auf die Margen, sagt Swissmem Direktor Peter Dietrich. «Ihnen geht überlebenswichtiger Sauerstoff aus.» In einer im März durchgeführten Umfrage unter den Swissmem-Mitgliederfirmen gaben fast zwei Drittel (63 Prozent) der Unternehmen an, dass sie aufgrund der Frankenstärke mit Margenverlusten von mindestens vier Prozentpunkten rechnen.
Fast ein Drittel (31 Prozent) der befragten Firmen rechnet zugleich für 2015 mit einem operativen Verlust. Damit bestätigten sich die Befürchtungen, dass die erneute Frankenstärke in der MEM-Branche sichtbare Spuren hinterlassen werde, schreibt Swissmem.
Auslagerung für viele kein Tabu mehr
Die meisten Unternehmen hätten in den vergangenen drei Jahren bereits grosse Anstrengungen unternommen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen. Die künftigen Massnahmen der Firmen könnten tiefgreifende, strukturelle Konsequenzen für die Schweizer MEM-Industrie haben, mahnt Swissmem.
So hat die Anzahl der Beschäftigten der MEM-Industrie in den letzten 12 Jahren kontinuierlich zugenommen.
Viele Unternehmen fassen laut der Umfrage angesichts der Frankenstärke die Auslagerung ins Ausland ins Auge. «Sie müssen über Standorte ausserhalb der Schweiz nachdenken», sagt Dietrich. Falls der Wechselkurs auf dem Niveau von 1,05 Franken pro Euro verharrt, beabsichtigen demnach 16 Prozent der Unternehmen, zumindest Teile ihrer Wertschöpfungskette ins Ausland zu verlagern. Bei einer Wechselkursparität würden 28 Prozent der Firmen einen solchen Schritt einleiten.
Die Zahl der Angestellten in der Schweiz hat seit der Wirtschaftskrise 2009 fast kontinuierlich abgenommen. Mit den neusten Ankündigungen aus der Branche könnte sich dieser Trend noch akzentuieren.
Appell an die SNB und Politik
Angesichts dieser trüben Aussichten geht der Branchenverband Swissmem mit der Politik hart ins Gericht. Die Grundhaltung, Unternehmen primär zu be- statt zu entlasten, zeichne diverse politische Gruppierungen aus, was sich in mehreren offenen Dossiers niederschlage, kritisiert Swissmem.
Die Politik müsse die Anliegen des Werkplatzes ernst nehmen. Erste positive Signale dahingehend wären für Swissmem unter anderem eine Reduktion der Karenztage bei der Kurzarbeit und die Verlängerung der maximalen Bezugsdauer der Kurzarbeitsentschädigung von momentan 12 auf 18 Monate. «Das sollte man jetzt tun», sagt Swissmem-Direktor Dietrich.
Zudem fordert Swissmem die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf, «alles in ihrer Macht stehende tun, um die massive Überbewertung des Frankens rasch zu reduzieren».