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Chinas Wirtschaft im Kriechgang
Aus SRF 4 News vom 15.08.2022. Bild: Keystone
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Wirtschaftsbaisse in China China senkt zentrale Zinssätze – was bringt das?

Die neusten Zahlen zu Chinas Wirtschaft sind schlechter ausgefallen als erwartet. Nun ergreift die Regierung Massnahmen.

Christa Janjic-Marti verfolgt die chinesische Wirtschaft schon lange. Die Geschäftsführerin von Wellershoff & Partners ist nicht überrascht von den neusten Meldungen zur chinesischen Konjunktur: «China ist mitten in einer wirtschaftlichen Malaise». Das Land kämpfe mit zwei, eigentlich hausgemachten, Problemen: Da ist die Null-Covid-Strategie der Regierung, die jeden noch so kleinen Corona-Ausbruch im Keim ersticken will. Das bremst den Konsum und erschwert die Produktion in den Fabriken.

Es ist nicht so, dass die Nachfrage im Bausektor komplett zusammengebrochen wäre. Das Problem ist, dass die Baufirmen nicht mehr an Kapital herankommen.
Autor: Christa Janjic-Marti Geschäftsführerin Wellershoff & Partners

Und da ist der Immobilienmarkt: Der hat in den letzten 15 Jahren regelrecht gebrummt. Bauunternehmen konnten sich einfach und stark verschulden und Immobilienprojekte en masse vorantreiben, bis die Regierung angesichts des schuldenfinanzierten Booms kalte Füsse bekam: «Die Regierung hat strengere Auflagen zur Kreditvergabe erteilt. Es ist nicht so, dass die Nachfrage im Bausektor komplett zusammengebrochen wäre. Das Problem ist, dass die Baufirmen nicht mehr an Kapital herankommen.»

Ein Baukran mit der aufgehenden Sonne im Hintergrund
Legende: Die Baufirmen in China kommen nicht mehr an Kapital heran. Archivbild/REUTERS/David Gray

Der schwächelnde Immobilienmarkt und die strenge Null-Covid-Strategie ergäben eine giftige Mischung, beobachtet die Expertin: «Die Covid-Strategie spielt mit der schwachen Nachfrage im Inland zusammen. Diese kann man nicht mehr mit der Nachfrage im Ausland kompensieren.»

Aus meiner Sicht sind diese Massnahmen zu wenig stark, zu wenig drastisch.
Autor: Christa Janjic-Marti Geschäftsführerin Wellershoff & Partners

Das war zu Beginn der Pandemie noch anders: Als zig Bürojobs ins Homeoffice verlegt wurden, hatte der Westen noch fleissig Computergeräte und Möbel in China eingekauft. Diese Nachfrage fehlt inzwischen. Nun hat die chinesische Zentralbank überraschend auf die Wachstumsflaute reagiert: Sie hat die Zinsen gesenkt, um Investitionen anzukurbeln. Für Christa Janjic-Marti ein hoffnungsloser Versuch: «Es ist ein bisschen so, als ob die chinesische Regierung versuchen würde, eine Schnur zu stossen. Das geht einfach nicht.»

Idee aus dem Lehrbuch

Die Idee, mit Zinssenkungen die Wirtschaft anzustossen, entspringt zwar schon dem Lehrbuch. «Aber», so Janjic-Marti, «aus meiner Sicht sind diese Massnahmen zu wenig stark, zu wenig drastisch. Das wird die chinesische Konjunktur nicht enorm wiederbeleben.»

Vor einer stärkeren Zinssenkung schreckt China momentan zurück: China will auf keinen Fall die Verschuldung, vor allem der grossen Baufirmen, neu entfachen – nachdem man sie eben erst schmerzhaft reduziert hat. Das bedeutet aber auch, dass sich der Kriechgang der chinesischen Wirtschaft noch eine Weile fortsetzen dürfte.

Rendez-vous, 15.08.2022, 12:30 Uhr

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