Die Aufbruchstimmung bei rund 100 befragten Schweizer Bankmanagern sei durchaus begründet, sagt Patrick Schwaller vom Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young). Er nennt die weltweit gut laufende Konjunktur, den erstarkten Euro, die weiterhin stimulierende Geldpolitik sowie eine vergleichsweise Beruhigung an der geopolitischen Front als Gründe. «Das sind gute Aussichten für die kurze Frist.»
Der Branchenkenner wundert sich darum nicht, dass die Banker gute Laune haben. Die weitaus meisten von ihnen rechneten jetzt denn auch damit, dass die Gewinne im neuen Jahr wieder kräftig steigen.
Hoffen auf weniger Regulierungen
Die Banken hoffen offenbar auch, dass sie sich künftig weniger mit neuen Regulierungen herumschlagen müssen. Denn nach Ausbruch der Finanzkrise vor zehn Jahren habe es einen Schwall neuer Vorschriften gegeben, sagt Schwaller. Daran habe sich die Branche unter Murren angepasst. So müssen die Banken heute deutlich mehr Sicherheitskapital auf der Seite haben für schlechte Zeiten. Und sie müssen auch sonst strengere Regeln befolgen, beispielsweise beim Kundenschutz.
Allerdings warnt der Bankenexperte vor übertriebenen Erwartungen der Banken. Diese hofften wohl, dass jetzt so etwas wie Normalisierung eintreten werde. Doch Schwaller betont: «Das wird nicht verschwinden.»
Tiefe Zinsen als Problem
Ausserdem wird nicht nur der Regulierungsdruck bleiben: Ein grosses Problem sind auch die extrem niedrigen Zinsen. Zwar boomen die Aktienmärkte dank des vielen billigen Geldes der Notenbanken. Auch die Immobilienpreise sind deswegen stark gestiegen.
Doch das hat eine Kehrseite: Wegen der tiefen Zinsen erzielen die Banken auf ihren riesigen Hypothekarbeständen immer kleinere Margen. «Die Hypothekarbestände haben sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt, während das Zinsergebnis praktisch stabil geblieben ist», beschreibt Schwaller die Lage. Entsprechend begrenzt sei deshalb das Potenzial für Wachstum und zusätzliche Gewinne im Kreditgeschäft.
Ich würde auch in einer Firma arbeiten wollen, in welcher der Manager optimistisch ist.
Trotzdem zeigt der EY-Experte ein gewisses Verständnis für den demonstrativen Optimismus der Banker. Man habe für die Studie ja schliesslich die Manager der Banken befragt – und diese müssten per se optimistisch eingestellt sein. «Ich würde auch in einer Firma arbeiten wollen, in welcher der Manager optimistisch ist», so Schwaller. Das sei durchaus die richtige Einstellung.
Allerdings ist auch Skepsis angebracht: Die Banker sehnen ein Ende der Regulierung herbei und wünschen sich steigende Zinsen. Realität ist beides noch nicht.