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Kinderferien, Lotto, Filzhüte Aussergewöhnliche Sammlungen in 73 Jahren Glückskette

Die zwei Westschweizer Roger Nordmann und Jack Rollan wollten 1946 etwas gegen das Leid nach dem Zweiten Weltkrieg unternehmen und gründeten die Radiosendung «Glückskette». Jahrelang machten sie mit aussergewöhnlichen Spendenaktionen von sich reden.

Heute ist die Glückskette eine Stiftung. Hervorgegangen ist sie jedoch aus einer Radiosendung, die 1946 vom Radiomacher Roger Nordmann und dem Entertainer Jack Rollan in Lausanne gegründet wurde. Die beiden wollten mit einer Sendung auf Radio Sottens (heute RTS) etwas gegen das Leid nach dem Zweiten Weltkrieg unternehmen.

Die Geschichte der Glückskette

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Die Radiosendung «Glückskette» wurde 1946 gegründet und bis 1954 wöchentlich ausgestrahlt. 1983 wurde die Glückskette in eine unabhängige Stiftung überführt. Heute ist die die grösste private Schweizer Geldgeberin für humanitäre Hilfe und finanziert mit den Spenden der Bevölkerung Projekte von 26 Partnerhilfswerken mit. Seit 1946 hat die Glückskette mehr als 1,8 Milliarden Franken gesammelt. Vom 12. bis 19. September 2019 sammelt sie für Frauen in vergessenen Krisen . Es ist die 250. Aktion der Stiftung.

Die Idee wurde kurz darauf von den Radiostationen in der deutschen, italienischen und rätoromanischen Schweiz übernommen, womit die Glückskette zu einer gesamtschweizerischen Aktion wurde. In ihrer 73-jährigen Geschichte hat sie immer wieder mit aussergewöhnlichen Aktionen von sich reden gemacht.

1947: Ferien für Kinder aus Grossbritannien

1947 wollte die Glückskette der damals 21-jährigen Königin Elisabeth von England ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk machen: 20 Kinder aus der kriegsgeschädigten Stadt London sollten gratis Ferien in den Schweizer Bergen machen dürfen. Unter ihnen war zum Beispiel Trevor Davies aus Stratton, dessen Vater im Krieg in Italien gefallen war. Die Ankunft der englischen Kinder am Flughafen Genf-Cointrin löste Begeisterungsstürme aus.

1949: Wenn aus alten Filzhüten Pantoffeln werden

1949 folgte die nächste aussergewöhnliche Idee. Roger Nordmann und Jack Rollan riefen die Schweizer und Schweizerinnen dazu auf, alte Filzhüte zu spenden. Diese wurden von Freiwilligen zerlegt und dann von Kranken in Spitälern und Sanatorien in Filzpantoffeln umgeschneidert. Die Aktion war ein voller Erfolg: 4000 Hüte wurden gespendet – und in ihrer neuen Gestalt als Pantoffeln auf öffentlichen Plätzen unter grossem Andrang verkauft. Die Aktion brachte der Glückskette nicht nur Geld ein, sondern wurde von der «Schweizer Filmwochenschau» auch als eine gute Möglichkeit gewürdigt, «durch Arbeit und Verdienstmöglichkeiten neuen Mut zum Leben und neue Kraft zur Genesung in die Kranken-Seele zu tragen».

1954: Lotto mit Goldbarren, Autos und Kühen

Mitte der 1950er-Jahre wurden die Studioräume von Radio Lausanne in ein richtiggehendes Warenhaus verwandelt. Für ein Glückskette-Lotto spendeten Privatpersonen, Firmen oder andere Organisationen aus der Region verrückte Preise: Eine landwirtschaftliche Genossenschaft gab mit «Louise» eine ihrer schönsten Kühe her, ein grosses Unternehmen spendete einen Goldbarren, sogar ganze Schlafzimmereinrichtungen trafen im Radiostudio ein. Das ganz grosse Los war eine Villa, die gemeinsam von Bauunternehmern, Landbesitzern und Genossenschaften gespendet wurde. Zehntausende Spieler und Spielerinnen machten am Glückskette-Lotto mit, was über eine Million Franken für Westschweizer Gebrechliche einbrachte.

1958: Fussballspiel mit ehemaligen Internationalen

Zwischendurch gings sportlich zu und her. So wurde 1958 zugunsten der Glückskette ein Fussball-Match zwischen dem FC Sitten und einem Team aus ehemaligen Schweizer Nationalspielern ausgetragen. Unter ihnen waren zum Beispiel Fernand Jaccard, Anton Rüesch, Hans-Peter Friedländer oder André Facchinetti. Die Partie endete unentschieden mit 3:3.

1974: Ferien für Rentnerinnen und Rentner

Unter dem Motto «Air Bonheur» ermöglichte die Glückskette Schweizer Rentnern und Rentnerinnen aus finanziell bescheidenen Verhältnissen eine Gratis-Ferienwoche auf Mallorca. Die Aktion in den 1970er-Jahren war in jeder Hinsicht grosszügig. Es sei auch auf Papierkrieg verzichtet worden, berichtete die «Schweizer Filmwochenschau»: Die Reisenden mussten beim Zoll am Flughafen einzig ihr Halbtax-Abo vorzeigen. Viele von ihnen sahen in diesen Ferien zum ersten Mal das Meer oder erlebten den Luxus, in einem Hotel bedient zu werden.

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