Die Webseite Buzzfeed ist eine sogenannte «Social News»-Seite aus den USA, von der es dank dem Ringier-Verlag bald auch eine Schweizer Kopie geben soll. Animierte GIFs gehören bei Buzzfeed zum festen Programm. Sei es in der Liste der «50 Dinge, die nur jemand verstehen kann, der in den 90er-Jahren ein Teenager war» bis zu Berichten über Baseball-Spiele oder über eine Kongressdebatte zur Revision des Gesundheitssystems.
Und Buzzfeed ist nicht alleine: Die bewegten Bilder sind so beliebt, dass der Oxford American Dictionary den Begriff «GIF» 2012 zum Wort des Jahres gewählt hat (GIF schlug dabei den Begriff «Eurogeddon», der den möglichen Finanzkollaps der Eurozone bezeichnet).
Die besseren Bilder
GIFs gibt es schon viel länger, als die plötzliche Popularität glauben macht: Das Bildformat wurde 1987 vom amerikanischen Online-Dienst Compuserve entwickelt. Zu einer Zeit also, als es noch kein World Wide Web gab und das Internet, wie wir es heute kennen, noch in den Kinderschuhen steckte.
Bleibt die Frage, warum die bewegten Bilder erst jetzt auch für journalistische Zwecke genutzt werden. Warum jetzt, wo sich mit Online-Videos noch viel mehr zeigen lässt als durch eine sich immer wiederholende Szene ohne Ton? Wohl weil animierte GIFs eben nicht die schlechteren Videos sind, sondern die besseren Bilder – und es hat gut 30 Jahre gedauert, bis das jemandem auffiel.
Das Zoopraxiskop des Internets
Gleich wie einem Bild, einem Foto, geht es auch dem animierten GIF darum, einen einzelnen Moment einzufangen, so dass man ihn eingehend betrachten kann. Im Gegensatz zum Foto bleibt der Moment beim GIF aber nicht statisch, er erweitert ihn um wichtige Sekunden, in denen Details und kleinste Bewegungen sichtbar werden, die im normalen Bild verborgen bleiben.
Damit ist das GIF die moderne Entsprechung des Zoopraxiskops , einer Erfindung des Engländers Eadweard Muybridge aus dem 19. Jahrhundert. Muybridge versuchte mit seinem Gerät Bewegungen einzufangen, die dem menschlichen Auge sonst verborgen blieben, das schnelle Galoppieren eines Pferdes etwa. Dazu nahm er einzelne Bilder des Galopps und brachte sie im Innern eines Zylinders an, der bei schneller Drehung ein nicht endendes Kurz-Video des sich bewegenden Pferdes zeigte.
Kunstturnen und Präsidentschaftsdebatten
Damit ist auch klar, warum animierte GIFs gerade bei Sport-Webseiten gerne zum Einsatz kommen : Die entscheidende Szene eines Fussball-Matches, ein umstrittenes Tor oder ein Foul, kann so immer und immer wieder gezeigt werden, wie eine sich unendlich wiederholende Zeitlupe.
Die Journalistin Elspeth Reeve etwa benutze animierte GIFs auf der Webseite der Zeitschrift «The Atlantic», um während den letzten Olympischen Spielen die schönsten Momente der Kunstturner herauszuarbeiten.
Später verwendete sie dieselbe Technik, um über die Fernsehduelle der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten zu berichten. So konnte sie unter anderem zeigen, dass der republikanische Anwärter Mitt Romney in seiner ersten Debatte keinen Spickzettel aus der Tasche gezogen hatte, sondern bloss ein Taschentuch.
Zu kurz für Copyrightklagen
Dazu braucht es kein langes Video, sondern bloss einige Sekunden bewegtes Bild. Und das ist datenmässig erst noch kleiner als ein Online-Video, lässt sich also auch unterwegs auf dem Smartphone bequem anschauen. Weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu einem Online-Video ist ein animiertes GIF bloss einige Bilder lang – für die meisten Rechteinhaber zu kurz, um deswegen eine Copyrightverletzung einklagen.
Und – noch ein Vorteil – im Gegensatz zu Videos können GIFs auf den meisten Seiten technisch problemlos eingebunden werden. Und fallen dort durch ihre ständig sich wiederholenden Bildschleifen mehr auf als die statischen Cover-Bilder der Online-Videos.