Fertig, aus: Die Macher der Video-Plattform Popcorn Time haben ihr Projekt Ende Oktober endgültig eingestellt, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Zwar gibt es noch Software-Abspaltungen des Dienstes, doch die sind weit weniger populär als die nun beerdigte Version.
Dazu kommt, dass die bekannte Filmpiraterie-Gruppe YIFY dieser Tage ebenfalls die Segel gestrichen hat – anscheinend auf Druck, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen der Motion Picture Association of America. Die Filme und Serien, die YIFY seit Jahren illegal im Internet veröffentlichte, hatte auch Popcorn Time genutzt, um an die neusten Titel zu kommen.
Nach dem Aus von Popcorn Time dürften die Hollywood-Bosse aufatmen. Auch beim Streaming-Dienst Netflix wird man sich freuen. Dort galt Popcorn Time als ernstzunehmender Konkurrent, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, der sich nicht an legale Vorgaben halten musste.
Bleibt die Frage: Wird nun einfach ein neuer Dienst an die Stelle von Popcorn Time treten? Stremio, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen zum Beispiel, das sich bereits als Nachfolger positioniert? Oder sind die Tage der Internetpiraten gezählt, wenn dank legalen Streaming-Angeboten wie eben Netflix oder Spotify Filme und Musik schnell und einfach auf Computern und Smartphones landen?
Legale Angebote machen dem Filesharing Konkurrenz
Tatsächlich spricht einiges für diese Annahme: Laut aktuellen Zahlen, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen des Netzwerkausrüsters Sandvine ist der Filesharing-Dienst BitTorrent (siehe Kasten), dessen Technologie auch Popcorn Time nutzte, in Europa heute noch für 8,44 Prozent des Internetverkehrs zu Spitzenzeiten verantwortlich. Vor zwei Jahren lag diese Zahl noch bei gut 18 Prozent.
Das muss nicht heissen, dass insgesamt weniger Daten per BitTorrent hin- und hergeschoben werden, weil in dem Zeitraum der gesamte Internetverkehr stark gewachsen ist. Interessant ist aber, dass der prozentuale Anteil legaler Videodienste zugenommen hat, während es mit BitTorrent nach unten ging.
Weitere Beispiele: In Australien, Norwegen oder Dänemark ging nach dem Start von Streaming-Angeboten wie Netflix und Spotify die Online-Piraterie deutlich zurück. Laut Ted Sarandos, der für das Videoangebot von Netflix verantwortlich ist, ist dieser Trend in allen Ländern zu beobachten, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, in denen der Videodienst neu verfügbar wird.
Und von Seiten Spotifys heisst es, der Dienst sei von Grund auf dazu angelegt, Online-Piraterie zu bekämpfen, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Die Macher zitieren Zahlen aus Ländern wie Schweden, Holland oder den USA als Beweis für den Erfolg. Auch die Gemeinsame Forschungsstelle der EU stellt in einer neuen Studie, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen fest, Spotify sei ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Musikpiraterie.
Piraten im Vorteil
Allerdings: Auch wenn legale Angebote dem Filesharing immer mehr Konkurrenz machen, sind die Piraten in keinem der untersuchten Länder ganz verschwunden. In Dänemark etwa ist zwar das Ausmass der Onlinepiraterie zurückgegangen, nicht aber die Zahl der Personen, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, die illegale Download-Angebote nutzen.
Und das wird wohl nicht nur in Dänemark so bleiben. Denn legale Anbieter sind in ein System eingebunden, in dem ökonomische und juristische Hindernisse ihr Angebot einschränken können. So wird es bei Anbietern von Musikstreaming immer Lücken im Angebot geben – Taylor Swift zum Beispiel findet man seit letztem Jahr nicht mehr bei Spotify, weil sie mit dem Geschäftsmodell des Dienstes nicht zufrieden war.
Netflix wiederum muss sich mit komplizierten Lizenzabkommen herumschlagen. Absurdes Beispiel: Im deutschsprachigen Raum liegen die Erstausstrahlungsrechte für die von Netflix selbst produzierte Serie «House of Cards» beim Bezahlsender Sky. Beim Netflix-Start in der Schweiz musste die Serie deshalb im Angebot fehlen.
Solche Probleme können den Onlinepiraten egal sein. Ihr Angebot ist darum grösser und aktueller als das der legalen Konkurrenz. Viele Internetnutzer fahren aus diesem Grund zweispurig: Sie leisten sich ein Abonnement bei einem legalen Anbieter – und nutzen trotzdem weiter Dienste wie BitTorrent, um an Musik, Filme und Serien zu kommen, die sie bei Netflix und Co. nicht oder nicht in der gewünschten Bild- und Tonqualität finden.
Popcorn Time: Filme schauen im juristischen Graubereich
Das war wohl auch der Grund für die Popularität von Popcorn Time, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Von aussen erinnerte der Dienst an Netflix – und war mindestens so einfach zu gebrauchen. Im Vergleich zu Netflix – jedenfalls in seiner Schweizer Ausführung – war das Angebot bei Popcorn Time aber deutlich umfangreicher. Kaum ein aktueller Hollywood-Blockbuster fehlte im Sortiment. Einige Titel waren dort sogar zu sehen, noch bevor sie bei uns ins Kino kamen.
Wer Popcorn Time in der Schweiz brauchte, bewegte sich allerdings in einem juristischen Graubereich. Denn Popcorn Time streamte seine Videos nicht von eigenen Servern. Wie der Spezialist für Internet-Recht Martin Steiger schreibt, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, war der Dienst weniger eine Video-Plattform denn eine Filesharing-App – sozusagen ein benutzerfreundlich gestalteter BitTorrent-Client.