Gespaltenes Italien – die Züge am Hauptbahnhof verraten es
Roma Termini: Hier beginnen die meisten Touristen ihren Rom-Besuch. Der Name «Stazione Termini» bedeutet aber nicht: Endstation, wie man meinen könnte. Er bezieht sich vielmehr auf die Thermen in der Umgebung, einem Teil des historischen Erbes. Der Ausdruck «historisch» trifft auch auf einzelne Züge zu, die im Bahnhof ein- und ausfahren: nämlich jene, die Rom mit dem Süden Italiens verbinden. Nach Norden hingegen fahren moderne Züge. So steht der Hauptbahnhof sinnbildlich für eine zweigeteilte Nation.
Rückzug aufs Nationale – das Vittoriano und die Staatsgründer
Das Monumente per Vittorio Emanuele mitten im «alten» Rom erinnert an den König Viktor Emmanuel II., der sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Einheit Italiens stark gemacht hat. Ihm ist zu verdanken, dass Italien ein Nationalstaat wurde. Der Nationalstaat spielt auch heute wieder eine wichtige Rolle. Das zeigen die Wahlerfolge der rechten Lega und der Populisten von Cinque Stelle, die nicht mit Kritik an der EU sparen und für die das eigene Land Vorrang hat: «Italy first» eben.
Roms Kirchen – und der Einfluss des Vatikans
In Rom stehen Hunderte von Kirchen. Eine davon ist die Basilica di San Clemente. Sie ist gewissermassen ein «begehbares Geschichtsbuch»: drei Epochen können hier besichtigt werden, weil sie übereinander gebaut wurden: zuunterst ein antiker Bau aus der Zeit der Römer, darauf eine frühchristliche Basilika aus dem 4. Jahrhundert und zuoberst eine mittelalterliche Barock-Basilika aus dem 12. Jahrhundert. Die vielen Kirchen in Rom stehen auch für den nach wie vor grossen Einfluss des Vatikans auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Italien.
Die Stadt der Engel – und Touristen
In der Oper «Tosca» von Giacomo Puccini begeht die Protagonistin Selbstmord, indem sie sich von der Engelsburg stürzt. Die Engelsburg war die Fluchtburg der Päpste, ein Gefängnis -und heute eines der meistbesuchten Museen in Rom. Das Wort «Dichtestress» existiert zwar nicht im Italienischen, aber die vielen Touristinnen und Touristen machen den Einheimischen dennoch zu schaffen. Allerdings ganz so kritisch wie etwa in Venedig steht man dem Massentourismus in Rom nicht gegenüber. Man braucht halt das Geld, das die Besucher in die «Ewige Stadt» bringen.
Aus der Innenstadt verdrängt – Leben in der Agglomeration
Mit der U-Bahn sind es gut 20 Minuten bis zur Endstation Anagnina. Hier geht die Stadt Rom in die Agglomeration über, in der Ferne sieht man ein Aquädukt, das die Stadt einst mit Wasser versorgt hat. Hier kaufen Herr und Frau Rossi ihre Esstische und Sofas im bekannten schwedischen Möbelhaus. Hier wohnen die Leute, die sich die exorbitanten Mieten in der Innenstadt nicht leisten können und verdrängt wurden: die Lehrerin und der Polizist. Um zur Arbeit ins Zentrum zu gelangen, brauchen sie ganz viel Geduld.