Dublin - Spielwiese für Städteplaner und Architekten
«Schwarzer Teich» heisst Dublin übersetzt, sie ist mit rund einer halben Million Einwohnerinnen und Einwohnern die grösste Stadt der irischen Republik. Der Fluss Liffey führt in die Dublin Bay und teilt die Stadt in eine Nord- und Südseite; früher in einen ärmeren und einen reicheren Teil. Am Liffey-Ufer lässt sich der wirtschaftliche Wandel ablesen, der diese Stadt in den letzten Jahrzehnten geprägt hat. Immer wieder haben Architekten und Städteplaner in dieser Stadt hier mit der grossen Kelle angerichtet – und immer wieder ist der Prunk auch wieder verblasst.
Was Martin Alioth in Pubs alles gelernt hat
Wer an Dublin denkt, dem wird’s grad kühler, auch wenn es an der frischen Luft noch so heiss ist. Regen fällt aus fast heiterem Himmel, man sucht immer wieder gerne Zuflucht – zum Beispiel in einem Pub. Dort wird das Guinness getrunken, in Dublin gebraut. Für Irland- und Grossbritannienkorrespondent Martin Alioth schützen die Pubs aber nicht nur vor Regen und das Bier lockt ihn auch nicht hin – aber er erlebt jedes Mal eine ur-irische Eigenart, die er nicht mehr missen möchte.
Irlands Geschichte ist eine Geschichte der Mauern
Irlands Geschichte ist eine rauhe – besonders das Verhältnis zu Grossbritannien war über Jahrhunderte angespannt, wenn nicht kriegerisch. Dublin spielte darin immer wieder eine Hauptrolle. Auch beim sogenannten Osteraufstand 1916. Was zu Beginn nicht ernst genommen wurde, führte – geschürt durch blutige Hinrichtungen im Gefängnis Kilmainham – zur Republik Irland. Dieses Gefängnis steht heute noch praktisch so, wie es 1924 geschlossen wurde. Heute ist es auch ein historischer Pilgerort.
Stadt der Dichter und Denker
An Worten fehlt es dieser Stadt wahrlich nicht; an alten, bedeutenden, wohlgewählten. … Oscar Wilde, James Joyce oder William Buttler Yeats lebten in Dublin. Sie alle waren häufige Besucher derPubs, sie bevölkerten und bevölkern aber auch die vielen Bibliotheken in der Stadt. Mit ihren Büchern, aber auch persönlich – James Joyce beispielsweise liess sich der der Marsh’s Library inspirieren. Diese Bibliothek ist zwar nicht so berühmt wie die Bibliothek des Trinty College mit dem gemalten Book of Kells von 800, doch auch die Marsh’s Library hat es in sich.
Expansion ohne Infrastruktur in Neilstown
Wurde Dublin von den Wikingern gegründet, die in Irland gelandet sind, oder von den einheimischen Kelten? Die Struktur, die bis heute die Stadt prägt, erhielt Dublin im 18. Jahrhundert: Sumpf-Gebiete wurden parzelliert und durch Spekulanten bebaut. Die identischen Fassaden der Häuser, und viele der Plätze der Stadt wurden damals auf dem Reissbrett entworfen. Dublin erlebte seine erste Blütezeit Ende des 18. Jahrhunderts – mit einem eigenen irischen Parlament. Doch immer gab es in Dublin auch Slums und Wohnungsnot. Neue Stadtteile wuchsen in den 70er Jahren westwärts, riesige Flächen wurden zweistöckig bebaut – und werden immer noch, etwa in Neilstown. Auf der Strecke blieb die Infrastruktur; die Anbindung an den öffentlichen Verkehr, Schulen, Einkaufsläden gingen vergessen.