Manchmal lohnt es sich, genauer hinzuhören. Dessen ist sich Roger De Win bewusst. Als er sich Michelles aktuelle Single «Vorbei, vorbei» vornimmt, löst sie bei ihm nicht einmal ein müdes Lächeln aus. Hier wird die abgedroschene Geschichte der «Amour fou» in eine austauschbare Melodie verpackt. Dennoch gibt er sich einen Ruck, und hört sich den Rest ihres neuen Albums «Anders ist gut» an. Mit Erstaunen stellt er fest, dass Michelle tatsächlich auch «anders» kann.
Vater war Alkoholiker
Da kommen plötzlich Perlen wie «Brief an meinen Vater» zum Vorschein. In dieser Ballade spricht Michelle ihre komplizierte Beziehung zu ihrem Papa an, der Alkoholiker war. «Du hast mich um meine Kindheit betrogen», beklagt sie sich. «All die vielen Tränen haben für mehr als ein Leben gereicht», fährt sie fort. Gleichzeitig verspricht sie, dass sie versuchen will ihn nachträglich zu verstehen und Frieden zu schaffen.
Heldinnen des Alltags
Das geht ans Herz. Genauso wie ihr Lied «Heldin», welches eine Hommage an starke Frauen darstellt. Frauen, die alleinerziehend sind und oft aus Armut jeden Cent umdrehen müssen. Dennoch sind sie erfüllt von der Liebe zu ihren Kindern.
So schafft Michelle es auch unseren Schlagerexperten mit ins Boot zu holen. Sein Fazit: «Michelle hat mit ihrem Album einen Riesensprung zur reifen Künstlerin geschafft, die sich auch traut, heikle Themen anzusprechen.»