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«Schlauer i d’Wuche» Gluten in plastikfreien Röhrli?

Eine Zöliakie-Betroffene hört von einem Karton-Strohhalm in Frankreich, der mit Weizenkleber behandelt sei. Stimmt das?

Es war in den Ferien, als eine «Espresso»-Hörerin in einem Restaurant in Nizza einen glutenfreien Cheeseburger bestellte, dazu ein Getränk. Ihr Freund, welcher nicht wie sie unter der Autoimmunkrankheit Zöliakie leidet, bekommt sein Getränk mit einem plastikfreien Röhrli. Bei ihr fehlt ein solches. Als sie sich erkundigt, beschied ihr die Kellnerin, dass ein Gast ihr kürzlich erklärt habe, dass die Kartonröhrli mit einem Weizenkleber behandelt und deshalb eben nicht glutenfrei seien.

Mehrweggeschirr auf Weizenbasis

Bei der Patientenorganisation der deutschen Schweiz, der IG Zöliakie , ist dieser Fall so noch nicht aufgetaucht. Präsidentin Tina Toggenburger wundert sich aber nicht und sagt gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Das wäre durchaus möglich. Ich selbst habe es schon erlebt, dass ich ein Röhrli aus Teigwaren erhalten habe – da war es offensichtlich.» Es gebe aber auch als alternatives Material zu Plastik eine Art Hartplastik, welcher zur Herstellung von Mehrweg-Besteck verwendet werde: «Auf der Basis von Getreide, konkret auf Weizenbasis.» Diese Information ist dann weit weniger offensichtlich, müssten Zöliakie-Betroffene aber unbedingt wissen.

Es ist in Gewürzmischungen drin, in Bouillon, teilweise in Glacé versteckt
Autor: Tina Toggenburger Patientenorganisation der deutschen Schweiz

Sie dürfen sogenannte Klebereiweisse, also Gluten, nicht zu sich nehmen. Gluten kommt in Getreide wie Weizen, Dinkel, Gerste oder Roggen vor und führt bei Zöliakie-Betroffenen zu Entzündungen im Darm und weiteren Folgeerscheinungen. Dazu reichen für Symptome bereits Spuren von Gluten.

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Betroffenen bleibe nichts anderes übrig, als bei Produkten immer wieder die Inhaltsstoffe zu lesen. Denn Gluten sei auch häufig in Produkten drin, wo man es nicht vermute, berichtet Tina Toggenburger, selbst Betroffene der Autoimmunkrankheit: «Es ist in Gewürzmischungen drin, in Bouillon, teilweise in Glacé versteckt.» Dazu komme, dass Rezepturen von Herstellern plötzlich angepasst würden, ohne dass Konsumentinnen und Konsumenten darüber informiert werden.

Im Zweifelsfall: Finger weg!

Oder plötzlich tauchen in Joghurt oder Hüttenkäse Spuren von Gluten auf, weil die Produkte in einer anderen Anlage abgefüllt werden. Für Betroffene heisst das: Immer und immer wieder die Inhaltsstoffe von Produkten lesen. Aber eben nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch bei Dekomaterial, bei Röhrli, oder bei Mehrweggeschirr. Und im Zweifelsfall: Finger weg!

Espresso, 15.11.21, 08:13 Uhr

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