Stereotype
«Wen vertrittst du?» – Was sagen Kleidung, Vornamen oder Verhalten über die religiöse Orientierung einer Person aus? Wir sind im Alltag unzähligen Informationen über unsere Mitmenschen ausgesetzt. Um diese zu bündeln und zu vereinfachen, dienen uns Stereotypen. Diese beruhen oft auf Vorurteilen.
Im WG-Projekt sind (ausser dem Freidenker) Menschen beteiligt, die sich selbst klar einer bestimmten Religion zuordnen. Rein statistisch gehört die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung einer Religionsgemeinschaft an.
In solchen Gemeinschaften teilen Menschen ihre Zeit, Rituale und Gebete, Schriften und Überzeugungen. Manchen ist die Gemeinschaft sehr wichtig; andere bestimmen ihre religiöse Identität viel individueller.
Persönliche Religionsausübung
Die persönlichen Werte eines Menschen werden durch viele Faktoren geprägt. In der Schweiz ist man sehr frei, seine Religion individuell auszuleben. Nicht alle folgen nur einer Religion.
Dass im Garten von Reformierten Buddha-Statuen stehen, Katholikinnen und Hindus zur selben Mutter Gottes beten, Konfessionslose auf dem Jakobsweg pilgern oder Muslime ihren Kindern Weihnachtsgeschenke machen, ist heute verbreitet.
Funktioniert Religion in der modernen Gesellschaft wie ein «Supermarkt», in dem man sich das, was für einen stimmt, individuell auswählen kann?
Interreligiöser Dialog
Wenn sich Menschen unterschiedlichen Glaubens austauschen, spricht man von «interreligiösem Dialog». Doch viele von ihnen verstehen sich nicht zuerst als BotschafterInnen einer fest definierten Religion, sondern als interessierte Einzelpersonen. Oft ist es ihnen aber auch ein Anliegen, ihre Religion als offen und gesprächsbereit darzustellen.
Der interreligiöse Dialog liegt in der Schweiz im Trend. Er ist auch eine Reaktion auf weltweit geführte Konflikte rund um Religion. Der Dialog soll einem friedlichen Zusammenleben dienen, das Interesse aneinander stärken. Der interreligiöse Dialog macht, wenn er öffentlich geführt wird,die religiöse Vielfalt in der Schweiz sichtbar.
Weltreligionen
«Wen vertrittst du?» ist im interreligiösen Dialog eine selbstverständliche, aber schwierig zu beantwortende Frage. Schnell ist man mit der Idee der «fünf Weltreligionen» zur Hand. Bei näherem Hinsehen wirkt die Zuteilung künstlich, weil sie die Vielfalt innerhalb der grossen Traditionen und kleinere Gemeinschaften übersieht. Ist Johannes in erster Linie «Christ» oder immer schon «Katholik»?
Die Zusammensetzung der «WG der Religionen» bietet einen Einblick in die Vielfalt gelebter Religion. Die Teilnahme eines Religionslosen ist für einen interreligiösen Dialog ungewöhnlich, aber folgerichtig, weil die Zahl der Menschen ohne Religion in den letzten 20 Jahren stark zugenommen hat.
Doch es wäre missverständlich, die WG-Bewohner als repräsentative Vertreter ihrer Gemeinschaft zu sehen. Dass sie nur für sich sprechen wollen, ist nur konsequent.
Das Begleitteam
Begleitmaterialien zur Reihe «WG der Religionen» wurden von einem Team des Religionswissenschaftlichen Seminars der Universität Zürich erarbeitet:
- Margherita Brodbeck Roth, Fabienne Iff, Nora Luisa Kaiser, David Kobelt, Alice Küng, Prof. Dorothea Lüddeckens, Jill Marxer, Prof. Dr. Christoph Uehlinger