Im amerikanischen Profisport haben sich Klubs, Spielergewerkschaften und Fans längst an ihn gewöhnt: den Salary Cap. In Europa aber galt die Beschränkung der Löhne bislang als zu schwerer Eingriff in die freie Marktwirtschaft. Das könnte sich bald ändern – vor allem aufgrund der aktuellen Corona-Krise.
«Es sind besondere Massnahmen gefordert», bestätigt auch Denis Vaucher, Direktor der zwei höchsten Schweizer Eishockey-Ligen. «Wir müssen Kosten reduzieren. Und so kommt der Salary Cap wieder auf den Tisch.»
Man darf die Lohn-Obergrenze überschreiten, muss dafür aber den anderen Klubs eine Entschädigung zahlen.
Schein-Vertrag für die Ehefrau?
Im Raum steht derzeit eine Light-Version des amerikanischen Vorbildes. Vaucher erklärt: «Wir setzen eine Lohnobergrenze. Diese darf man überschreiten, muss dafür aber den anderen Klubs eine Entschädigung zahlen.»
Damit die Liga alles kontrollieren kann, müssten die Klubs ihre Löhne offenlegen. Trotzdem gäbe es gemäss ZSC-Sportchef Sven Leuenberger noch viele Möglichkeiten, zu betrügen: «Rein theoretisch könnten Klubs pro forma die Ehefrau eines Spielers anstellen, zum Beispiel als ‹Marketing-Angestellte›».
Schonfrist für die Klubs geplant
Bei der nächsten Liga-Versammlung am 17. Juni wird das Thema diskutiert werden, eine Entscheidung dürfte aber wohl erst im August bei der übernächsten Tagung fallen.
Eine Salärbegrenzung ist machbar und der HCD wird sich für die Einführung stark machen.
Die Einführung des Salary Cap ist mit einer einfachen Mehrheit ab der übernächsten Saison (2021/22) möglich. Rechtskräftig würde er aber wohl erst nach einer zwei- bis dreijährigen Übergangsfrist, damit die bestehenden Verträge eingehalten werden und die Klubs sich anpassen können.
Anpassung auch beim Ausländer-Gesetz
Dass es tatsächlich soweit kommt, ist in der aktuellen Corona-Krise so realistisch wie noch nie. So hält der Davoser Eishockey-Präsident Gaudenz Domenig, ein renommierter Wirtschaftsanwalt, eine Gehaltsobergrenze für «machbar und durchsetzbar». Auch Vaucher spricht von «grundsätzlich möglich».
Zur umfassenden Reform dürfte auch eine neue Ausländerregelung zählen. Sprich: Es könnte entschieden werden, dass mehr als die bislang 4 Ausländer pro Spiel zugelassen werden. Dem Schweizer Eishockey stehen also potenziell revolutionäre Monate bevor.