Wem soll man zwecks Zuteilung der Favoriten-Rolle im Nachholspiel zur 10. Super-League-Runde glauben, wenn Lugano am Sonntag in Sitten gastiert: dem bisherigen Saisonverlauf? Da steht bei den Tessinern nach 12 absolvierten Partien erst eine Niederlage zu Buche. Die Walliser hingegen verliessen in ihren 13 Ligaspielen den Platz schon 5 Mal als Verlierer.
Oder stützt man sich auf die jüngere Geschichte? Dort war das Duell stets äusserst umkämpft. Seit Mai 2017 gab es keinen Sieg mit mehr als einem Tor Unterschied. Die 14 letzten Affichen endeten je 7 Mal Remis oder mit einem knappest möglichen Erfolg.
Die traurige Geschichte des Herrn Maisonnial
Wenngleich weder Sion noch Lugano in den letzten Jahren als Synonyme für begeisternden Spektakel-Fussball herangezogen wurden, sorgen die Direktduelle regelmässig für jede Menge Unterhaltung. Zwei Beispiele:
- Massgeblichen Anteil daran, dass Lugano zum Auftakt der Saison 2018/19 gegen Sion siegreich blieb (2:1), hatte eines der spektakulärsten Tore der letzten Jahre. Schon in der 4. Minute landete ein Befreiungsschlag von Dragan Mihajlovic aus über 82 (!) Metern im Sittener Netz. Der neu verpflichtete Goalie Anthony Maisonnial absolvierte damit sein erstes und zugleich letztes Spiel für die Walliser.
- In der laufenden Saison trennten sich die beiden Teams 2:2. Auch, weil Sion ziemlich kurios vom Elfmeter-Punkt getroffen hatte: Zweimal liess Schiedsrichter Fedayi San den Penalty wiederholen, ehe Geoffroy Serey Dié den 3. Versuch im Tor unterbrachte. Zuvor war Guillaume Hoarau vom Punkt gescheitert.
Ob es auch am Sonntag im Tourbillon zum grossen Spektakel kommt? Leise Zweifel sind durchaus angebracht. Die unter Maurizio Jacobacci primär auf Sicherheit bedachten Luganesi erzielten im bisherigen Saisonverlauf nur gerade 1,08 Tore pro Spiel.
Das zuvor kriselnde Sion kassierte in den letzten 3 SL-Spielen des Jahres 2020 zwar keine Niederlage, bewerkstelligte sein Pensum jedoch mit wenig aufsehenerregenden Resultaten – 1:1, 2:1 und 0:0. Doch wie gesagt – bei diesem Duell weiss man nie. Und wann sonst sollte man hoffnungsfrohe Wünsche äussern dürfen, wenn nicht zum Jahresauftakt ...