Die Stimmung in Doha war am Freitagabend zum ersten Mal WM-würdig, was an Mutaz Essa Barshim lag. Der Triumph des katarischen Hochspringers ist eine besondere Geschichte:
Barshim hatte im Juli 2018 einen Bänderriss im Sprungfuss erlitten. Die Verletzung hatte eine OP zur Folge, monatelang musste Barshim an Krücken gehen. Ans Laufen war erst im April wieder zu denken. Sprünge kamen noch später.
Vor der WM wies Barshim eine Saisonbestleistung von 2,27 m aus. Nun siegte er mit 2,37 m – Jahresweltbestleistung. Damit wurde er seiner Rolle als Botschafter von Katar perfekt gerecht. Zwar hatte zuvor schon Abderrahman Samba (Bronze über 400 m Hürden) für das Gastgeberland eine Medaille geholt, er ist jedoch wie viele andere Sportler eingebürgert. Barshim dagegen kommt aus Doha und ist in Katar aufgewachsen.
Doch auch hier kam das «Sportmärchen» nicht ohne schalen Nachgeschmack aus: Das Stadion war leer, als dem «Prince» Gold umgehängt werden sollte. Das führte in Kombination mit technischen Problemen am Soundsystem dazu, dass die Medaillenzeremonie kurzfristig auf Samstag verschoben wurde. Zur Verwirrung der Zuschauer trug wohl auch bei, dass die Siegerehrungen bisher immer am Tag nach den Medaillenentscheidungen stattfanden.
Ich freue mich, denn jetzt bin ich müde.
Und Barshim? Der machte gute Miene zum bösen Spiel: «Ich freue mich, dass die Siegerehrung erst morgen ist», sagte der 28-Jährige, «denn jetzt bin ich schon so müde.»
Sendebezug: sportlive auf SRF zwei vom 04.10.2019 um 19:00 Uhr