- Keine russische Mannschaft, Hymne und Flagge in Pyeongchang
- Neutrale Flagge: Hintertürchen für die russischen Athleten
- Russlands Vize-Premier Vitali Mutko lebenslänglich von allen Funktionen um Olympia ausgeschlossen
- Die «sportaktuell»-Sendung zum IOC-Entscheid gibt es hier
Was im Vorfeld kaum für wirklich möglich gehalten worden war, ist Tatsache: Das IOC schliesst das Nationale Olympische Komitee Russlands ROC wegen des Doping-Skandals um Sotschi 2014 von den Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) aus. Es ist eine Entscheidung von sporthistorischer Tragweite.
Russland kündigte Boykott an
Zwar kommt Russland um den Komplett-Ausschluss herum, für die Sport-Grossmacht ist es dennoch eine harte Strafe. In Südkorea wird es keine russische Mannschaft, keine russische Hymne und keine russische Flagge geben.
Ein Hintertürchen bleibt für die Athleten jedoch offen. Den russischen Sportlern soll unter Auflagen ein Start als «neutrale Athleten» offenstehen. Russische Sportler, die nachweisen können, dass sie sich einem unabhängigen Testprogramm unterworfen haben, dürfen unter olympischer Flagge starten.
Es war ein beispielloser Angriff auf die Integrität der Olympischen Bewegung und des Sports.
Ob russische Sportler allerdings ohne Flagge und Hymne an den Start gehen werden, ist fraglich. Im Vorfeld der Entscheidung waren in Russland für diesen Fall bereits Rufe nach einem Boykott laut geworden. Der grösste russische TV-Kanal kündigte an, die Spiele in Südkorea nicht zu übertragen.
WM-OK-Chef Mutko gesperrt
Der russische Vize-Premierminister und frühere Sportminister Witali Mutko wurde vom IOC lebenslang von Olympischen Spielen ausgeschlossen. Mutko gilt als Organisator des Staatsdopings in Russland. Er war während den Winterspielen von Sotschi 2014 Sportminister und ist auch OK-Chef der Fussball-WM 2018.
Russland hatte in den Jahren 2011 bis 2015 ein institutionelles Dopingsystem installiert. Darin verwickelt waren laut den Berichten des WADA-Sonderermittlers Richard McLaren rund 1000 Sportler. Ausgelöst wurde der Skandal im Mai 2016 durch den Whistleblower Grigorij Rodtschenkow, den ehemaligen Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors.
IOC folgt Schmid-Report
Als Antwort auf den McLaren-Report setzte das IOC zwei Untersuchungskommissionen ein. Sie wurden nach ihren Leitern benannt, dem ehemaligen Schweizer Bundespräsidenten Samuel Schmid und dem Schweizer IOC-Mitglied Denis Oswald.
Schmid legte am Dienstag einen Report vor und kam zum Schluss: «Es gab eine systematische Manipulation der Anti-Doping-Regeln.» Dieser liegt dem Entscheid zugrunde. IOC-Präsident Thomas Bach sagte: «Es war ein beispielloser Angriff auf die Integrität der Olympischen Bewegung und des Sports.»
Die bislang durch das IOC gesperrten russischen SportlerInnen
Athlet(in) | Sportart | Aberkanntes Resultat in Sotschi |
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Jana Romanowa | Biathlon | u.a. Silber Staffel |
Olga Wiluchina | Biathlon | u.a. Silber Staffel, Silber Sprint |
Olga Saizewa | Biathlon | u.a. Silber Staffel |
Alexander Subkow | Bob | Gold Zweier, Gold Vierer |
Alexej Wojewoda | Bob | Gold Zweier, Gold Vierer |
Alexej Negodailo | Bob | Gold Vierer |
Dimitri Trunenkow | Bob | Gold Vierer |
Alexander Kasjanow | Bob | 4. Zweier, 4, Vierer |
Ilwir Chusin | Bob | 4. Vierer |
Maxim Belugin | Bob | 4. Vierer |
Alexej Puschkarjow | Bob | 4. Vierer |
Olga Stulnewa | Bob | 9. |
Ludmilla Udobkona | Bob | 9. |
Tatjana Burina | Eishockey | 6. |
Inna Dyubanok | Eishockey | 6. |
Jekaterina Lebedewa | Eishockey | 6. |
Jekaterina Paschkewitsch | Eishockey | 6. |
Anna Schibanowa | Eishockey | 6. |
Galina Skiba | Eishockey | 6. |
Anna Schtschukina | Eishockey | 6. |
Jekaterina Smolenzewa | Eishockey | 6. |
Olga Fatkulina | Eisschnelllauf | u.a. Silber 500m |
Iwan Skobrew | Eisschnelllauf | 7. über 5000 m |
Alexander Rumjanzew | Eisschnelllauf | 11. über 5000m |
Artem Kusnezow | Eisschnelllauf | 19. über 500 m |
Denis Airapetjan | Shorttrack | - |
Wladimir Grigorjew | Shorttrack | Gold Staffel, Silber über 1000 m |
Albert Demtschenko | Rodeln | 2. Einzel und Teamstaffel |
Tatjana Iwanowa | Rodeln | 2. Teamstaffel |
Alexander Tretjakow | Skeleton | Gold |
Jelena Nikitina | Skeleton | Bronze |
Olga Potylizina | Skeleton | 5. |
Maria Orlowa | Skeleton | 6. |
Sergej Tschudinow | Skeleton | 5. |
Alexander Legkow | Langlauf | u.a. Gold 50km, Silber 4x10-km-Staffel |
Maxim Wylegschanin | Langlauf | Silber 50km |
Nikita Kryukow | Langlauf | Silber Teamsprint |
Alexander Bessmertnych | Langlauf | Silber 4x10-km-Staffel |
Alexej Petuchow | Langlauf | 8. Sprint |
Jewgeni Below | Langlauf | u.a. 18. Skiathlon |
Julia Iwanowa | Langlauf | u.a. 6. 4x5-km-Staffel |
Julia Tschekalewa | Langlauf | u.a. 6. 4x5-km-Staffel, 11. 10km |
Anastasia Dozenko | Langlauf | u.a. 6. Teamsprint |
Natalja Matweja | Langlauf | 20. im Sprint |
Jewgenija Schapowalowa | Langlauf | 28. Sprint |
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 05.12.2017, 20:00 Uhr