«Dass die Tour nach Bern kommt, hat sicher einen ganz, ganz grossen Teil dazu beigetragen, dass ich bei der Tour überhaupt dabei bin», sagte Cancellara nach der Ankunft in seiner Heimat.
Und viel hatte am Ende nicht gefehlt, um dem beeindruckenden Tour-Palmarès des 35-Jährigen just in seiner Heimat ein weiteres Kapitel hinzuzufügen.
Achterbahnfahrt der Gefühle
Im Massensprint in der Berner Altstadt erkämpfte sich Cancellara, umringt von zahlreichen routinierten Sprintern, den starken 6. Rang. So richtig glücklich war er darüber aber nicht. «Ich konnte sprinten, zu mehr hat es nicht gereicht. Ich wusste, dass ich hier in meiner Heimat einen Bonus habe, aber halt keinen Kräftebonus mehr», erklärte der am Saisonende abtretende Schweizer.
Alle haben gesagt, ich soll es geniessen. Aber das ist zu einfach gesagt.
Das Feld, welches um 12:40 Uhr im französischen Jura gestartet war, hatte fast geschlossen das Stadtgebiet von Bern erreicht. Zeit zum Geniessen blieb Cancellara auf der 209 Kilometer langen Etappe aber kaum. Dafür seien die letzten Tage zu hart gewesen.
«Alle haben immer gesagt, ich solle es geniessen. Aber geniessen konnte ich es keinen Meter. Die Hitze war da, es wurde schnell gefahren, auf den letzten Kilometern war es sehr hektisch – von geniessen zu reden, wäre zu einfach», so Cancellara.
Eine Nacht im eigenen Bett?
Geniessen wird Cancellara auch den Ruhetag am Dienstag nicht können. Ob Interviews, Doping-Tests oder sonstige Verpflichtungen, der 35-Jährige ist in seiner Heimat ein gefragter Mann. «Ich will nicht jammern, aber alles ist mehr geworden, das ganze Rundherum», sagte ein müde wirkender Cancellara.
Wenn wir am Mittwoch aus Bern rausfahren, bin ich sicher dabei.
Und wie sieht es mit einer Nacht zu Hause im eigenen Bett aus? Immerhin wohnt der Berner gleich um die Ecke. «So weit habe ich noch gar nicht überlegt. Klar könnte ich nach Hause, das wäre nicht das Problem. Aber das würde auch die Routine der letzten zwei Wochen über den Haufen werfen», so Cancellara.
Cancellara setzt Tour fort
Ein vorzeitiger Ausstieg aus der Frankreich-Rundfahrt ist für den Schweizer, der im Gesamtklassement mit rund zweieinhalb Stunden Rückstand an 118. Stelle liegt, vorerst kein Thema. «Wir werden die Situation nun neu analysieren und schauen dann. Aber wenn wir am Mittwoch aus Bern rausfahren, bin ich sicher dabei», verriet Cancellara.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 18.07.2016, 13:50 Uhr