Mark Cavendish war überwältigt, stolz und körperlich völlig am Ende, als er seinen Namen endgültig in den Geschichtsbüchern der Tour de France verewigt hatte. Sein Sprint zum Etappenrekord in Carcassonne hatte eine historische Dimension – und änderte für «Cav» doch nichts. Bescheiden sagte er: «Eddy Merckx bleibt der Grösste aller Zeiten. Ich werde nie auf einer Stufe mit ihm sein.»
46 Jahre und zwei Tage, 2400 Wochen oder 16'804 Tage hatte der Rekord der belgischen Rad-Ikone gehalten. Er galt in modernen Zeiten als unerreichbar, nicht zuletzt weil Cavendish als Zweitplatzierter der Bestenliste längst abgeschrieben war.
Die sportliche Wiederauferstehung des 36-Jährigen führte ihn am Freitag zu seinem 4. Tageserfolg bei der 108. Tour de France – und zum 34. seiner Karriere. Der fünffache Tour-Sieger Merckx hatte diese Bestmarke zwischen 1969 und 1975 aufgestellt.
Es ist egal, ob es der erste, zehnte oder 34. Sieg ist.
Cavendish, der als Führender der Punktewertung beste Chancen auf den Gewinn des Grünen Trikots besitzt, könnte Merckx mit dem 35. Sieg schon bald hinter sich lassen. Auf der 19. Etappe sowie beim Tour-Finale auf den Champs-Elysées am 18. Juli sind weitere Sprintankünfte zu erwarten.
Man kann sagen, dass Mark der beste Sprinter in der Geschichte des Radsports ist.
Druck empfindet Cavendish, der in der Vergangenheit mit Depressionen und Verletzungen zu kämpfen hatte, deshalb nicht. Denn die Statistik spielt für ihn keine Rolle. Viel wichtiger sind ihm die Begleiterscheinungen seines Erfolgs. «Es ist egal, ob es der erste, zehnte oder 34. Sieg ist», so der Mann von der Isle of Man. «Wenn irgendeiner meiner Siege ein Kind inspirieren kann, mit Radsport zu beginnen, dann hat es was gebracht. Das ist das, was mir wichtig ist. Das bedeutet mir am allermeisten.»
Merckx bleibt gelassen – und stichelt
Merckx hatte Cavendishs Siegeszug gelassen verfolgt. «Das kostet mich keinen Schlaf. Rekorde sind da, um gebrochen zu werden», hatte der Belgier zuletzt gesagt. Viele seiner Bestmarken seien für Cavendish schliesslich unerreichbar: «Cavendish wird nie fünf Mal die Tour de France gewinnen. Und er wird auch nie 96 Tage in Gelb fahren. Und was ist wohl das Wichtigste?», fragte der 76-Jährige.
Doch ein Titel ist Cavendish gewiss, wenn es nach seinem Teamkollegen Michael Mörköv geht. «Es ist Geschichte. Man kann sagen, dass Mark der beste Sprinter in der Geschichte des Radsports ist», so der Däne, der in Carcassonne Zweiter wurde.