Ein Tageserfolg fehlt Mark Cavendish noch, um mit dem grossen Eddy Merckx gleichzuziehen. Der Belgier ist mit 34 Etappensiegen Rekordhalter an der Tour de France. Cavendish holte sich am Dienstag seinen 33. Tagessieg.
Dass es überhaupt so weit kommen konnte und der 36-jährige Brite nach der Bestmarke greifen kann, ist ein mittleres Radsport-Wunder. Denn es war lange nicht absehbar, dass Cavendish überhaupt an der Tour teilnimmt. Seine Zeit schien abgelaufen, die Karriere still zu Ende zu gehen.
Virus-Infektion und Depressionen
Eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus schwächte vor vier Jahren seinen Körper. Währenddessen lähmten Depressionen seinen Geist. Die Diagnose wurde im August 2018 gestellt. «Es waren dunkle Tage», sagte Cavendish später: «Ich habe sie hinter mir gelassen.»
Zu alter Stärke fand der frühere Sprint-Dauersieger, der nie um einen grossmäuligen Spruch verlegen gewesen war, zunächst nicht zurück. 2019 und 2020 war Cavendish jeweils ohne Sieg geblieben.
Profitiert vom Ausfall Bennetts
Dann kam der Anruf von Patrick Lefevere. Der mächtige Patron der belgischen Star-Equipe Deceuninck-Quick Step gab seinem einstigen Schützling zur Saison 2021 eine zweite Chance, zum Mindestlohn von 40'405 Euro. Ins Aufgebot für die Tour de France rückte Cavendish nur, weil der Ire Sam Bennett mit Knieproblemen zu kämpfen hatte und Forfait geben musste.
Ich bin nur froh, hier zu sein.
Nun steht Cavendish bereits bei 3 Etappensiegen in der diesjährigen Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt. Bis Paris gibt es mindestens 3 weitere Sprintmöglichkeiten – die erste schon am Donnerstag in Nîmes. Weitere Chancen auf die Einstellung des Merckx-Rekords hat «Cav» auf der 19. Etappe sowie beim Tour-Finale auf den Champs-Elysees am 18. Juli.
Rekordmarke rückt in den Hintergrund
Davon will Cavendish allerdings noch nichts wissen. «Ich bin nur froh, hier zu sein», betonte er immer wieder und strich dabei die Unterstützung durch sein Team heraus: «Ich bin glücklich und demütig, dass ich solche Fahrer habe, die mich zum Ziel bringen.» Denn bei seinem Leidensweg geraten selbst Rekordmarken zur Nebensache.