Für Stefan Küng ist es besonders bitter, dass sich die Tour de France und die Strassen-Weltmeisterschaften terminmässig in die Quere kommen. Wenn am 20. September der Tour-Tross nach 3 Wochen Paris erreicht, wird Stefan Küng nicht mehr dabei sein. Der Ostschweizer wird an diesem Tag das WM-Zeitfahren in Aigle-Martigny bestreiten.
Spezifisch auf dieses vorbereiten wird sich Küng nicht können. «Wenn der Plan aufgeht und Thibaut Pinot vorne dabei ist, werde ich nicht vor Freitag aussteigen», so der mehrfache Schweizer Meister im Einzelzeitfahren. Heisst konkret: Küng wird mit fast 3 Wochen Tour-Strapazen in den Beinen direkt an die WM reisen. Kann das gut gehen?
Wichtiger Helfer von Captain Pinot
Ganz glücklich ist Küng mit seinem ambitionierten Plan nicht. Dass die WM-Organisatoren und die UCI keine andere Lösung gefunden haben, bezeichnet er als schwach. «Aber ich will mich gar nicht in politische Diskussionen einmischen. Ich muss es so nehmen, wie es ist.»
Als ich bei Groupama-FDJ unterschrieben habe, wusste ich, dass ich ein wichtiger Teil des möglichen Erfolgs bin.
Der kurzfristige Tour-Ausstieg ist für Küng angesichts des dichten Terminkalenders die beste Lösung. Einige Tage nach einer Grand Tour falle man etwas in ein Tief, erklärt Küng. «Also müsste ich mehr als eine Woche vorher aussteigen oder eben sehr kurzfristig und alles im Gleichen durchziehen.»
Auch wenn Küng im WM-Zeitfahren durchaus Ambitionen hat, ist er sich seiner Rolle im Groupama-FDJ-Team bewusst. Pinot, sein dortiger Captain, ist die grosse Hoffnung der Franzosen. Im vergangenen Jahr musste der 30-Jährige die Tour wegen eines Muskelfaserrisses während der 19. Etappe aufgeben – mit weniger als 2 Minuten Rückstand auf den damaligen Leader Julian Alaphilippe.
«Pinot ist in der besten Phase seiner Karriere. Als ich bei Groupama-FDJ unterschrieben habe, wusste ich, dass ich ein wichtiger Teil des möglichen Erfolgs bin», sagt Küng über seine Verantwortung innerhalb des Teams. Eine solche Planung werfe man nicht wegen eines einzelnen Rennens über den Haufen.
Am Schluss ist vielleicht wieder alles anders
Küng bedauert die Terminkollision zwischen der Tour de France und der Strassen-WM zwar, angesichts der speziellen Saison will er sich aber «nicht den Kopf zerbrechen.» Es könne auch sein, dass plötzlich einer positiv auf Corona getestet wird. «Es kann sich jederzeit wieder alles ändern», sagt der 26-Jährige.