Am Freitag erlebte Thibaut Pinot einen der bittersten Momente seiner Karriere: Aussichtsreich auf Platz 5 im Gesamtklassement liegend, musste er die Tour de France wegen eines Muskelfaserrisses im linken Oberschenkel aufgeben.
Es war für den 29-jährigen Franzosen die vierte Aufgabe bei sieben Teilnahmen an der Frankreich-Rundfahrt. Dies, nachdem sich Pinot zuvor bei seinem Etappensieg am Col du Tourmalet in bestechender Form gezeigt hatte.
Der Frust über sein Ausscheiden sass verständlicherweise tief. In der Dokumentation «Avec Thibaut» des TV-Senders France2TV ist zu sehen, wie Pinot im Hotelzimmer auf dem Bett sitzt und Groupama-FDJ-Manager Marc Madiot verzweifelt fragt: «Womit habe ich das verdient?»
Auch die Franzosen beschäftigt das Aus des Hoffnungsträgers noch zwei Tage nach der Triumphfahrt von Egan Bernal auf die Champs-Elysées. Am Dienstag erschienen in den französischen Tageszeitungen Le Monde und L'Equipe lange Interviews mit Pinot.
Der Samstag war kompliziert, der Sonntag endlos.
Dieser erholt sich derzeit in seinem Ferienhaus von seiner Verletzung, doch seine Gedanken kreisen noch immer um die 106. Ausgabe der «Grande Boucle». «Ich war bereit, ich hatte keine Angst», haderte er im Gespräch mit Le Monde . Das weitere Rennen konnte er sich nicht mitansehen, auch wenn dieses stets präsent gewesen sei. «Der Samstag war kompliziert, der Sonntag endlos», so Pinot.
Nur der Tour-Sieg wäre genug
Sein Ansporn, es in die Geschichtsbücher der prestigeträchtigsten Rundfahrt der Welt zu schaffen, ist nun aber noch einmal grösser geworden. «Ich habe gemerkt, dass man jedes Rennen gewinnen, Weltmeister werden kann; aber nur die Tour kann dich zu einem Fahrer machen, den die Leute nie vergessen.»
Und nach seinem dramatischen Ausstieg ist Pinots Schlussfolgerung einfach, wie er gegenüber L'Equipe sagte: «Um all dies zu vergessen, muss ich die Tour gewinnen.»
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 28.07.2019, 19:30 Uhr